Mord in Friedberg: Verteidiger spricht von "innerfamiliären Problemen"

14.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Friedberg (DK) Als Horst K. aus Thailand zurückkehrte und am vergangenen Freitag am Frankfurter Flughafen landete, "war der Wunsch zu büßen schon da". Das sagt Bernd Scharinger, der Pflichtverteidiger des mutmaßlichen Mörders seiner eigenen Ehefrau. Sein Mandant bereue die grausame Tat zutiefst und sei sich bewusst, dass es dafür nur eine lebenslange Freiheitsstrafe geben könne - sofern der 53-jährige Friedberger zur Tatzeit schuldfähig war.

Dies wird ein psychiatrisches Gutachten zu klären haben, das inzwischen von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben wurde.

Aus derzeitiger Sicht Scharingers deutet allerdings nichts auf tiefgreifende psychische Störungen seines Mandanten hin. "Er ist keiner, dem man eine solche Tat zutrauen würde; keiner, der von Grund auf kriminell ist und Spaß am Morden hat. Er kann sich selbst nicht erklären, warum er das getan hat und würde die Tat gerne ungeschehen machen. Das geht nun mal aber leider nicht", berichtete der auch in Mordfällen erfahrene Strafverteidiger im Gespräch mit unserer Zeitung.

Horst K. nannte laut Kripo bei ersten Vernehmungen Eheprobleme als Motiv. Aus Sicht des Pflichtverteidigers kämen aber noch weitere Dinge hinzu, Scharinger spricht ganz allgemein von "innerfamiliären Problemen", die eine Rolle gespielt und in der Summe letztlich zu einer psychischen Ausnahmesituation geführt hätten. Dass Horst K., nachdem er seine Frau mit einem Hammer erschlagen hatte, auch noch zerstückelte, ist nach Ansicht des Verteidigers nicht zwingend Ausdruck grenzenlosen Hasses oder gar Lust am Leid des Opfers. Es könnte auch ein bizarrer Akt des "Aufräumens" gewesen sein, "nachdem sich die Tat materialisiert hatte und klar war, dass etwas Unwiderrufbares passiert ist. Dann ist ein Körper nur noch ein Körper". Völlig absurd sei es schließlich auch gewesen, die in Kisten verpackten Leichenteile in einem angemieteten Bereich eines Lagerhauses abzustellen. Dort, wo sie mit Sicherheit über kurz oder lang entdeckt worden wären. K. sei im Anschluss auch nicht in den Urlaub gefahren. Die Reise nach Thailand habe vielmehr mit der psychischen Gesamtsituation seines Mandanten zu tun gehabt, so Scharinger.

Ein immer klareres Bild ergibt sich inzwischen, was den Tatablauf anbelangt. Dem Vernehmen nach hat der 53-Jährige seine Frau am 30. November in der Nacht erschlagen, als sie im Ehebett lag und schlief. Als Tatwaffe soll ein Hammer benutzt worden sein, den sich der mutmaßliche Täter eigens beschafft haben soll. Das dürfte auch für das weitere Werkzeug gelten, mit dem er die Leiche der zierlichen Philippina noch in der gemeinsamen Wohnung des Friedberger Mehrfamilienhauses zerstückelte. Er packte die Leichenteile in Planen ein, verstaute sie in mehrere Kisten und stellte sie am nächsten Tag in einem angemieteten Raum eines Lagerhauses im Augsburger Martini-Park ab. Eine Bekannte von Grace K. gab Mitte Dezember eine Vermisstenanzeige auf. Horst K. war zu diesem Zeitpunkt bereits in Thailand. Bekannten hatte er angeblich gesagt, verreist zu sein. Vermutlich glaubte die Friedberger Polizei deshalb anfänglich, das Paar sei gemeinsam in den Ferien.

Ende Dezember übernahm die Kripo Augsburg. Offenbar wurde in der Wohnung nach dem Rechten geschaut, auch Blutspuren sollen dabei gefunden worden sein. Belege für einen Mord gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, auch keine Hinweise auf eine Leiche. Allerdings erhärtete sich der Verdacht, dass es zu einem Mord gekommen sein könnte. Ins Visier der Ermittler rückte der Ehemann. Am Tag nach seiner Einreise schlugen die Beamten zu. In einem Gasthaus im Raum Gießen klickten die Handschellen. Seitdem sitzt Horst K. in U-Haft. Sein Pflichtverteidiger geht davon aus, dass es nach der Erstellung des psychiatrischen Gutachtens schnell zum Prozess kommen könnte, da die Fakten auf dem Tisch liegen. Horst K. habe ein umfangreiches Geständnis mit allen Details abgelegt, und er selbst war es auch, der die Polizei zum Versteck der Leiche führte.