''Mixa wird die Sache aussitzen''

Spekulation um Rücktritt

19.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:05 Uhr

Augsburg (DK) Unterschiedlicher könnte die Wahrnehmung nicht sein – fast täglich bekommt der Augsburger Bischof Walter Mixa weitere Rückendeckung, gleichzeitig mehren sich die Forderungen nach seinem Rücktritt.

Gestern Abend tagte in Augsburg der Priesterrat des Bistums Augsburg – mit Mixa. 33 Priester aus dem Bistum kamen zu der außerordentlichen Sitzung zusammen, um die Lage zu besprechen; über Inhalte sickerte zunächst nichts nach außen. Es wird einiges gegeben haben, das zu bereden war. "Die Stimmung ist schlecht im Bistum Augsburg", sagt ein Beobachter. "Nur einer scheint den Ernst der Lage nicht zu erkennen – Bischof Walter Mixa selbst."

Wie geht es nun weiter? Mixa werde die Sache aussitzen, auch wenn auf seiner weißen Weste schwarze Flecken blieben – das glaubt jedenfalls Herbert Tyroller, Diözesangruppensprecher der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" in Augsburg: "Auf politischen Druck von unten wird er nichts tun."

"Hellhörig geworden"

Tyroller beschreibt die Stimmung an der Basis so: Die meisten Kirchgänger zeigten Verständnis für "die eine oder andere Watschn", aber seit Sonderermittler Sebastian Knott finanzielle Unregelmäßigkeiten im Kinderheim Schrobenhausen bestätigt habe, seien "die Leute hellhörig" geworden. In letzter Zeit sei er oft angesprochen worden, ob er eine Unterschriftensammlung starten wolle – für eine Rücktrittsforderung an den Bischof. Ganz ausschließen will Tyroller nicht, dass er das noch tut. Er räumt aber ein: "Da sind wir als Bewegung viel zu schwach."

Entlassen kann einen Bischof ohnehin nur einer: der Papst. Mixa selber könnte bestenfalls seinen Rücktritt beantragen, die sogenannte Demission. Laut "Berliner Morgenpost" hat er sich aber trotz vieler Rücktrittforderungen der vergangenen Tage gegen einen solchen Schritt verwahrt. In Augsburg kursierte dagegen das hartnäckige Gerücht, Mixa habe seine Demission bereits eingereicht. Seine Pressesprecherin Kathie Marie Ulrich dementiert das prompt.

Zollitsch schaltet sich ein

Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat indes angekündigt, sich persönlich um den Fall Mixa kümmern zu wollen. Der Münchner Erzbischofs Reinhard Marx war am Samstag zu einem Vier-Augen-Gespräch in Augsburg; über Inhalte wurde nichts bekannt. Geht geht es nach dem Willen des Augsburger Diözesanrats, soll Marx in den nächsten Tagen eine Vermittlerrolle übernehmen, nachdem der Vertrauensverlust zwischen Bischof und Laien zunehme. Dessen Vorsitzender Helmut Mangold sagte: "Mit großer Sorge ist festzustellen, dass die Kirchenaustritte im Zusammenhang mit den Misshandlungsvorwürfen gegen Mixa und finanziellen Unregelmäßigkeiten seitens des Bischofs drastisch zunehmen." Es sei höchste Zeit, auch mit personellen Konsequenzen eine "neue Basis im Augsburger Bistum" zu finden.

Das Bistum Augsburg hat derweil auf Mixas Veranlassung hin die detaillierte Prüfung der "finanztechnischen Ungereimtheiten" im Zusammenhang mit der Verwendung von Stiftungsmitteln der Waisenhausstiftung in Schrobenhausen eingeleitet – zum Beispiel hat die Stiftung den knapp 4000 Mark teuren Bischofsring aus ihren Mitteln bezahlt. Der Bischof beauftragte gestern eine Münchner Anwaltskanzlei sowie die Bischöfliche Finanzkammer Augsburg damit, die fraglichen Sachverhalte aufzuklären.