Mixa gerät immer stärker unter Druck

09.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:07 Uhr

Schrobenhausen/Augsburg (DK) Die Vorwürfe gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa haben eine neue Qualität bekommen: In seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer soll er Gelder der Katholischen Waisenhausstiftung nicht satzungsgemäß verwendet haben.

Mixa war damals als Stadtpfarrer gleichzeitig Vorsitzender des Kuratoriums der Waisenhausstiftung, die die Trägerin des Kinderheims St. Josef ist. Nach Informationen des DONAUKURIER soll Mixa 1995 im Namen der Stiftung unter anderem einen Kupferstich aus dem Jahr 1707 "(aus der Zeit) von G.B. Piranesi" gekauft haben. Preis: 43 000 Mark. Da Piranesi erst 13 Jahre später geboren wurde, handelt es sich also nicht um ein Original. Zahlreiche echte Piranesi-Stiche werden zurzeit für unter 2000 Euro am Antiquitätenmarkt angeboten.

Eine Abordnung aus Schrobenhausen soll den Stich zusammen mit anderen Antiquitäten – Informationen der "Augsburger Allgemeinen" zufolge soll es sich um einen Bücherschrank und einen Sekretär im Wert von zusammen rund 27 000 Mark gehandelt haben – nach Eichstätt gebracht haben und Mixa, inzwischen Bischof, aufgefordert haben, insgesamt 70 000 Mark an die Stiftung zurückzuzahlen. Was dieser nach Aussage von Zeugen in Raten auch tat.

Beobachter waren erstaunt, mit welcher Schärfe Sonderermittler Sebastian Knott nach nur zweitägigen Untersuchungen am Freitag an die Öffentlichkeit ging und finanzielle Unregelmäßigkeiten für wahrscheinlich erklärte. Als Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Ingolstadt-Südost war seine Neutralität in Frage gestellt worden. "Ich bin weder den Angestellten, noch Bischof Mixa noch sonstigen Beteiligten Rechenschaft schuldig", sagte Knott.

 
Unterdessen wird Mixa von einem weiteren Heimkind beschuldigt. In der "Süddeutschen Zeitung" berichtet eine 41-jährige Frau, die anonym bleiben will und von 1975 bis 1985 in einem Heim in Schrobenhausen lebte: "Ich musste die Hose runter ziehen, mich über die Badewanne beugen und bekam dann fünf bis sieben Schläge auf das Gesäß." Die ersten zwei Tage danach war es unmöglich, vernünftig zu sitzen vor Schmerzen." Der "Süddeutschen Zeitung" liegen damit insgesamt sieben eidesstattliche Versicherungen vor.

In den vergangenen Tagen hatten auch gegenüber dem DONAUKURIER ehemalige Heimkinder sowie Ex-Firmlinge aus der Umgebung von Schrobenhausen behauptet, Mixa habe sie geschlagen. Nach wie vor melden sich aber auch viele Bürger, die dem Bischof glauben, sich hinter ihn stellen und eine Kampagne gegen ihn vermuten.

Mixa bestreitet alle Vorwürfe. Er habe "zu keiner Zeit" gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt "in irgendeiner Form" angewandt, teilte er bereits vor Tagen mit.

Überraschend sagte Mixa, der zugleich katholischer Militärbischof ist, am Freitag einen für kommende Woche geplanten Besuch bei den deutschen Soldaten in Afghanistan ab. Dieser Schritt stehe allerdings nicht in Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen den Bischof, betonte die Leitung der Diözese Augsburg.

Das Bistum hat die "Süddeutsche Zeitung" derweil via "Bild am Sonntag" aufgefordert, den Wortlaut der sieben eidesstattlichen Versicherungen vollständig offenzulegen. In einem am Freitag vorab bekannt gewordenen Bericht erklärt der Öffentlichkeitsreferent des Bistums, Dirk Voß: "Es geht nicht an, dass ein Bischof schutzlos Anschuldigungen aus dem Halbdunkel ausgesetzt wird." Die Angaben seien zum Teil widersprüchlich und hätten sich in der Diskussion auch wiederholt verändert. Im Auftrag Mixas wiederholte Voß dessen Einladung, mit ehemaligen Heimbewohnern persönlich über deren Erfahrungen und Vorwürfe zu sprechen.