Menschenkette gegen die Atompolitik

06.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

 

München (DK) Eine kilometerlange Menschenkette, eine Kundgebung und ein Open-Air-Konzert: Mit einer großen Protestaktion wollen Opposition und Aktivisten am Samstag in München gegen die Atompolitik der Bundesregierung demonstrieren. Damit soll der angekündigte "heiße Herbst" beginnen.

Die Mobilisierung für die Demonstration laufe "sehr gut", sagte die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen gestern in München. Insgesamt hätten die Organisationen 62 Busse bestellt, um die Teilnehmer aus ganz Bayern nach München zu bringen. Zudem werden zahlreiche Teilnehmer erwartet, die mit dem Zug oder mit dem eigenen Auto anreisen. Auch die Grünen und die Sozialdemokraten aus Österreich wollen laut Kohnen Busse mit Demonstranten schicken.

Die Protestaktion sei für 10 000 Menschen angemeldet, sagte Kohnen. Die Polizei rechne aber schon jetzt bis zu 20 000. Neben der SPD beteiligen sich die bayerischen Grünen, die Linke, die ÖDP und der Bund Naturschutz sowie mehrere lokale Bürgerinitiativen an der Protestveranstaltung.

Die Teilnehmer sollen sich zunächst an verschiedenen Orten in der Stadt versammeln und sich dann zu einer zehn Kilometer langen Menschenkette formieren. Diese soll sich von der CSU-Zentrale an der Nymphenburger Straße, über die Zentrale des Energiekonzerns E.ON und die Technische Universität, die Staatskanzlei und das Wirtschaftsministerium bis hin zum Umweltministerium erstrecken. Die Menschenkette solle für 10 bis 15 Minuten geschlossen werden, danach soll sie sich auflösen um den Verkehr nicht zu lange zu blockieren. Im Anschluss soll auf dem Odeonsplatz eine Kundgebung, unter anderen mit dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), stattfinden. Nach den Reden beginnt auf dem Platz ein Open-Air-Konzert. Unter anderen sollen die Musikgruppe "Biermösl Blosn", der Sänger Hans Söllner und der Jazzmusiker Klaus Kreuzeder auftreten.

Der Protest richtet sich gegen den Atomkompromiss der schwarz-gelben Bundesregierung. Diese hatte vor einigen Wochen beschlossen, die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke um durchschnittlich 12 Jahre zu verlängern. Davon sind auch die fünf bayerischen Reaktoren betroffen.

Mit dem Beschluss habe die CSU als Teil der Bundesregierung "treffsicher ihren Charakter als Volkspartei in Frage gestellt", sagte der Landesvorsitzende der Grünen, Dieter Janecek. Er kritisierte vor allem, dass der wegen vieler Pannen umstrittene Reaktor Isar I länger am Netz bleiben solle. "Er muss weg vom Netz und zwar im nächsten Jahr", sagte Janecek. Er gab sich optimistisch, dass viele Menschen der Aufforderung zur Demonstration folgen: "Das wird ein Widerstand, der sich gewaschen hat."

Die parlamentarische Geschäftsführerin der Freien Wähler, Tanja Schweiger, kritisierte, dass die Bundesregierung am Willen der Bevölkerung vorbei regiere. Anstatt die Laufzeiten zu verlängern, solle man die Energieversorgung den Kommunen überlassen. Diese setzten schon jetzt häufig auf regenerative Energien.