Massive Kritik an Olympia

13.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:21 Uhr

München (DK) Zu intransparent, finanziell nicht kalkulierbar und massiv umweltschädlich: Umweltverbände haben gestern heftige Kritik an der Münchner Olympiabewerbung geübt. Politisch genießt das Projekt indes breite Unterstützung. Heute soll im Landtag ein Olympiagesetz beschlossen werden.

Am Anfang hatten sie noch an der Olympiabewerbung mitgearbeitet. Den Vorwurf, dagegen zu sein, ohne die Pläne überhaupt zu kennen, wollten sich die Umweltverbände nicht machen lassen. Damit ist es vorbei: Einen Monat, bevor die zuständige Gesellschaft die endgültigen Bewerbungsunterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee in Lausanne abgeben muss, bekämpfen die meisten Naturschutzverbände die Olympiapläne der Landeshauptstadt erbittert. Naturschützer in Garmisch-Partenkirchen, wo viele Wettkämpfe stattfinden sollen, liebäugeln noch immer damit, einen Bürgerentscheid über Olympia zu erzwingen.

Gestern luden mehrere Gruppen unter Federführung des Bund Naturschutz (BN) zur Pressekonferenz in den Münchner Ratskeller.

Das Konzept für die Münchner Bewerbung sei keineswegs so schonend wie von den Organisatoren behauptet, sagt der Vorsitzende des BN, Hubert Weiger. "Das Ganze als nachhaltige Winterspiele zu bezeichnen ist ein Missbrauch wichtiger Begriffe." Die Naturschützer kritisieren vor allem die Umweltleitprojekte der Bewerbungsgesellschaft. So verdienten die geplanten "Plusenergiedörfer", in denen etwa die Athleten wohnen sollen, ihren Namen nicht. Anders als behauptet, produzierten sie nicht mehr Energie, als sie verbrauchen. Die Bauten seien allenfalls geringfügig umweltfreundlicher, als das, was ab dem Jahr 2020 ohnehin in der Europäischen Union gelte.

Auch in vielen anderen Bereichen brüste sich die Bewerbungsgesellschaft mit Maßnahmen, die lediglich die Erfüllung bestehender Umweltnormen bedeuteten, behaupten die Naturschützer. Zudem werde der Flächenverbrauch wesentlich höher sein, als bislang angegeben. Die Bewerbungsgesellschaft geht lediglich von einem halben Hektar dauerhaftem Verbrauch aus. Dies täusche jedoch darüber hinweg, dass auch temporär genutzte Flächen geschädigt würden, sagt Christian Hierneis, Vorsitzender des BN-Kreisverbandes in München. Die Verbände werfen der Bewerbungsgesellschaft auch vor, ihre Pläne nicht transparent zu machen. Das so genannte Nachhaltigkeitskonzept sei nach wie vor nicht im Internet veröffentlicht.

Das Konzept heben Befürworter der Münchner Olympiabewerbung immer wieder als vorbildlich hervor. Auch das IOC habe die Umweltstandards als Pluspunkt gelobt, heißt es bei der Bewerbungsgesellschaft. Die Vorwürfe der Naturschützer weist man daher zurück. Auch mangelnde Transparenz könne man der Gesellschaft nicht vorwerfen. In vielen Informationsveranstaltungen habe man sich um Aufklärung bemüht, heißt es.

Und bei aller Kritik der Naturschützer, genießt die Olympiabewerbung inzwischen breite politische Zustimmung. Das Olympiagesetz, mit dem die Staatsregierung die Unterstützung des Freistaats für die Münchner Bewerbung regeln soll, steht voraussichtlich heute im Landtag zur Abstimmung. CSU, FDP, SPD und Freie Wähler werden voraussichtlich zustimmen. Nur die Grünen lehnen die Olympiabewerbung nach wie vor ab. Nicht nur die Belastungen für die Natur sind der Partei ein Dorn im Auge, sondern auch die Kosten – auch wegen der großen Sicherheitsvorkehrungen. Die sind im kalkulierten Olympiabudget aber zum großen Teil gar nicht enthalten, sondern werden vom normalen Staatshaushalt abgedeckt.