Lehrer mit Migrationshintergrund gesucht

12.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:15 Uhr

Ingolstadt/Nürnberg (DK) An den bayerischen Schulen gibt es zu wenig Lehrer mit Migrationshintergrund. Gerade diese Lehrkräfte seien aber "wertvolle Brückenbauer mit reicher, authentischer Erfahrung im Bereich Integration", meint Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Deshalb findet im März erstmalig der Schülercampus "Mehr Migranten werden Lehrer" in Nürnberg statt, bei dem die Schüler Einblicke in Studium und Praxis bekommen und – so die Hoffnung der Organisatoren – sich dadurch für den Lehrerberuf erwärmen.

Eine, die sich ohne ein solches Angebot dafür begeistern konnte, ist Meral Metin. Seit fünf Jahren unterrichtet sie an der Hauptschule an der Maximilianstraße in Ingolstadt. "Unsere Schüler kommen aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen", erzählt die Lehrerin. Darunter seien viele muslimische Kinder und Jugendliche, aber auch zahlreiche Italiener. Metin selbst ist die Tochter türkischer Einwanderer, geboren ist sie in Deutschland.

Momentan ist die 33-Jährige Klassenleiterin der 7c und gibt zudem Ethikunterricht. Für ihre Schüler ist sie nicht nur ein Integrationsvorbild, ihre türkischen Wurzeln seien ihr auch bei ihrer täglichen Arbeit von Vorteil. "Da ich Einblicke in die deutsche und in die türkische Lebenskultur habe, kann ich mich bei vielen Themen stärker einbringen." Das betreffe die Weltreligionen, die auf dem Lehrplan stehen, ebenso wie das Kopftuchverbot, von dem die Nachrichten berichten und dass die Schüler – türkische wie deutsche – beschäftigt. Außerdem wird Meral Metin bei den Sprechstunden von den Kollegen nicht selten als Übersetzerin hinzugerufen.

Das ist aber der einzige Fall, bei dem sie in der Schule Türkisch spricht. "Ich habe gleich zu Schuljahresanfang mit den Schülern geklärt, dass ich ausschließlich Deutsch mit ihnen sprechen werde, weil das hier einfach die ,Amtssprache’ ist."

Den Mangel an Lehrern mit Migrationshintergrund kann sie sich nicht erklären. Natürlich spiele es eine Rolle, dass weniger Schüler mit Migrationshintergrund Abitur machen und ein Studium aufnehmen. Aber selbst von denen, die studieren, wollen viele lieber in die Wirtschaft, weiß Metin. "Als ich an der Uni Würzburg Lehramt studierte, waren ich und meine Freundin die einzigen Ausländerinnen."