Laut Medienbericht: Weitere Missbrauchsopfer der Regensburger Domspatzen haben sich gemeldet

11.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Regensburg (dk) Die Zahl der Opfer des Misshandlungs- und Missbrauchsskandals bei den Regenburger Domspatzen steigt. Wie die Mittelbayerische Zeitung unter Berufung auf Rechtsanwalt Ulrich Weber schreibt, der von der Kirche mit der Aufarbeitung der Vorfälle beauftragt ist, hätten sich allein seit der Vorstellung des Zwischenberichtes am vergangenen Freitag weitere 20 Opfer gemeldet.

Nach Angaben Webers sollen von 1945 bis Anfang der 1990er Jahre mehr als 231 Kinder Opfer körperlicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs geworden sein.

Weiter meldet das Blatt, dass der stellvertretende Vorsitzende der Laienverantwortung in Regensburg, Fritz Wallner, nun Bischof Rudolf Voderholzer in der Pflicht sehe, personelle Konsequenzen zu ziehen. Konkret fordere er den Rücktritt von Generalvikar Michael Fuchs, weil er "in besonderer Weise für das ,System Müller' stehe". Damit greift er auch den jetzigen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, früherer Bischof von Regensburg, an.  

Erste Berichte über körperliche Züchtigungen und sexuellen Missbrauch in dem weltberühmten Knabenchor waren im Jahr 2010 mit dem deutschlandweiten Bekanntwerden des Missbrauchskandals der katholischen Kirche öffentlich geworden. Im Februar vergangenen Jahres hatte das Bistum eine Zahl von 72 ehemaligen Domspatzen genannt, die Opfer von Gewalt wurden und mit 2500 Euro entschädigt werden sollten.

Während seiner monatelangen Untersuchung, bei der Weber rund 140 Gespräche auch mit Opfern führte, kam der Anwalt nun zu einer deutlich höheren Zahl von Missbrauchs- und Misshandlungsfällen. In den Gesprächen habe sich herausgestellt, dass mindestens bis 1992 - also auch während der Zeit als Papstbruder Georg Ratzinger dort Leiter war - bei den Domspatzen ein "System der Angst" geherrscht habe.

In Zusammenarbeit mit der Opferorganisation Weißer Ring war der Regensburger Rechtsanwalt im vergangenen Jahr vom Bistum beauftragt worden, die Missbrauchsfälle bei der Vorschule, dem Musikgymnasium, Chor und Internat der Domspatzen seit dem Jahr 1945 aufzuarbeiten.