Landshut
Knapper, teurer, schmutziger?

Fachleute beraten in Landshut über die Zukunft des Trinkwassers in Bayern

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Klare Sache: Umwelttechniker Stefan Leopold Heider aus Holzkirchen zeigt seine Desinfektionsanlage zur Aufbereitung von Trinkwasser in abgelegenen, schwer zugänglichen Regionen. - Foto: Paul

Landshut (DK) Trinkwasser aus der Leitung, gesund, billig und ausreichend: Das wird in den nächsten Jahren in Bayern immer weniger selbstverständlich. Die Risiken der künftigen Versorgung waren jetzt Thema der Süd- und Ostbayerischen Wassertagung in Landshut.

Stefan Leopold Heider hat seine Marktlücke gefunden: "Sie müssen heute per Gesetz auf jeder Berghütte sauberes Trinkwasser anbieten", sagt der Umweltschutztechniker aus Holzkirchen. Doch wer kann auf 1000 Metern Höhe oder irgendwo in der Pampa schon für die Unbedenklichkeit garantieren? Zu diesem Zweck baut Heider seine kleine UVC-Desinfektionsanlage - "funktioniert ohne Chemie, ist einfach zu bedienen und verändert auch nicht Geruch oder Geschmack des Wassers" - in der Landshuter Sparkassenarena auf - als einer von 150 Ausstellern. 1500 Besucher wollten sich auf der zweitägigen Veranstaltung informieren.

Doch bei dem Treffen in Landshut ging es gestern und vorgestern nicht nur um technische Innovationen, sondern auch um die wachsenden Probleme der Branche. Ganz vorn dran: die steigende Belastung des Grundwassers durch Nitrat aus der Landwirtschaft. Die EU verklagte deswegen Ende 2016 die Bundesrepublik vor dem EuGH.

"Man hat aber den Eindruck, dass sich EU-Beamte freuen, endlich mal dem jahrelangen ökologischen Musterschüler Vorhaltungen machen zu können", meint Reinhard Büchl. Der Ingolstädter Unternehmer ist Sprecher des Umweltcluster Bayern, eines Netzwerks aus Firmen, Wissenschaftlern und Kommunen, das die Tagung in diesem Jahr organisiert hatte. Bis 2027 hat Deutschland Zeit, Abhilfe zu schaffen - "klingt noch lang hin, geht aber schnell rum, wenn dauerhaft und substanziell reduziert werden soll", meint Ministerialdirektor Christian Barth, Amtschef des bayerischen Umweltministeriums. Kürzlich wurde dazu im Bundestag die neue Düngemittelverordnung erlassen - "wobei sich Bayern da mehr gewünscht hätte", so der Amtschef.

Ein weiteres Problem: Es wird immer trockener. "Im vergangenen Winter hat uns ein Großkunde erstmals gebeten, für den Notfall Pumpen und Tanklastzüge bereitzuhalten", verrät Holger Brandt, Geschäftsführer der Firma Mösslein Wassertechnik aus dem unterfränkischen Lohr am Main. "Klar, im Hochsommer bei 35 Grad kann das schon mal vorkommen - aber dass das Wasser auch im Winter knapp wird, ist neu."

Dritte Herausforderung: der demografische Wandel. Die Wasserversorgung tangiert das insofern, da ja auch in Regionen mit immer weniger Bewohnern und schlechter Auslastung samt sinkenden Einnahmen trotzdem keine Abstriche an der Wasserqualität gemacht werden dürfen. Umgedreht sind die aus allen Nähten platzenden Ballungsräume München, Ingolstadt und Nürnberg dem Grundwasser auch nicht unbedingt zuträglich.

"Hier kann die kleinteilige Struktur der bayerischen Kommunen schon mal zum Nachteil werden", warnt der Amtschef des Umweltministeriums. Sein Ratschlag an die kommunalen Anbieter: "Machen Sie mit beim Benchmarking. Nur so können Sie beweisen, dass Sie genauso gut sind wie die private Konkurrenz."

Und das ist das vierte Problem der öffentlichen Anbieter: Die EU hat ihren Plan, Deutschlands Städte und Gemeinden zu einer Öffnung des Marktes für kommerzielle Versorger zu zwingen, nicht aufgegeben.

Im Geldbeutel spüren die Menschen das Problem schon. Wie das Landesamt für Statistik mitteilt, sind die Durchschnittspreise für die Trinkwasserversorgung erneut gestiegen. So bezahlten bayerische Haushalte 2016 für einen Kubikmeter Trinkwasser im Schnitt 1,55 Euro und damit acht Cent mehr als noch 2014.