Krün
Auch Guttenberg hat jetzt einen Bart

Ex-Minister schließt bei Kurzbesuch in Bayern "aus heutiger Sicht" ein Comeback aus

27.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Krün (DK) Er hat sich verändert. Von der Gel-Frisur hat Karl-Theodor zu Guttenberg sich verabschiedet, dafür trägt er nun einen dunklen Bart. Mit legerem Poloshirt unter dem Sakko und dezenten Lederbändern ums rechte Handgelenk sitzt der frühere Verteidigungsminister im Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen.

In gut einem Monat treffen sich hier in dem Luxushotel vor der Kulisse des Wettersteingebirges die Staats- und Regierungschefs zum G 7-Gipfel. Gestern sollte der einstige Politstar der CSU bei einer Veranstaltung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schon mal referieren, um was es gehen wird.

Guttenberg sagt, er habe ein solches Treffen einmal als hochrangigsten Deklarationsklub der Welt bezeichnet. Und davon rücke er nicht ab: „Mehr als Deklarationen können wir auch diesmal nicht erwarten.“ Insbesondere in der Entwicklungspolitik werde man viele „hehre, schöne Worte“ hören, aber auch viel Enttäuschung bei den Beobachtern „draußen“ erleben.

Die anwesenden Journalisten interessiert aber vor allem eines: Ist Guttenberg wirklich nur schnell aus den USA über den Atlantik gejettet, um ein wenig die Welt zu erklären? Oder streckt da jemand die Fühler aus, der wieder in der deutschen Politik mitmischen will? Immerhin galt der 43-Jährige vor seiner Plagiatsaffäre als eines der größten Talente der deutschen Politik – und als heißer Kandidat für das Kanzleramt.

Aber Guttenberg winkt ab. Von den Niederungen der deutschen Politik will er ganz offenkundig nichts wissen. „Zehn Jahre haben mir gereicht.“ Er habe alle Extreme des politischen Betriebs erlebt, sagt er. „Und ich habe relativ wenig Lust, mich diesen Extremen wieder auszusetzen.“

Guttenberg war 2011 wegen Plagiaten in seiner Doktorarbeit zurückgetreten und danach in die USA gezogen. Er genieße es dort, ein „sehr ruhiges Leben unter dem Radarschirm“ zu führen und wieder Zeit für seine Familie zu haben, sagt er.

Und dann kommt doch wieder einer dieser typischen Politikersätze: „Aus heutiger Sicht schließe ich es aus“, sagt er über eine Rückkehr in die deutsche Politik. Guttenberg grinst. Er weiß, dass er damit Raum für Interpretationen offengelassen hat. Dann verabschiedet er sich. Guttenberg muss zum Flughafen, damit er die Maschine nach Los Angeles nicht verpasst.