Kösching
Köschinger Mufflons dürfen bleiben

Untere Jagdbehörde lässt Hege der umstrittenen Wildschafe ausnahmsweise zu

24.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Eine Wildkamera fing am 14. September einige Tiere der Mufflonherde im Bild ein, der Bestand lebt im östlichen Köschinger Forst. Die Untere Jagdbehörde will nach einer Entscheidung von gestern den Fortbestand der kleinen Gruppe gestatten – ursprünglich war der Totalabschuss geplant. - Foto: privat

Kösching / Eichstätt (DK) Das Tauziehen um die Zukunft einer Wildschafherde im Köschinger Forst (Kreis Eichstätt) nähert sich dem Ende. Die Untere Jagdbehörde sprach sich gestern dafür aus, die Hege der umstrittenen Mufflons „ausnahmsweise zuzulassen“. Der zuständige Jagdbeirat stimmte ebenfalls zu.

Die bereits beschlossene Totalausrottung der Herde wäre damit endgültig vom Tisch, sollte die übergeordnete Stelle keine Einwände haben. Die Entscheidung fiel erwartungsgemäß nicht einstimmig, „aber doch mehrheitlich“, bestätigte Manfred Schmidmeier vom Landratsamt Eichstätt für die zum Haus gehörende Untere Jagdbehörde. „Das letzte Wort hat jetzt die Regierung von Oberbayern. Sie wird das Thema in ihrem eigenen Jagdbeirat diskutieren, das Ministerium informieren und dann über unseren Vorschlag befinden“, erläuterte Schmidmeier das Prozedere.

Nach der Vorgeschichte erscheint es wenig wahrscheinlich, dass die Obere Jagdbehörde bei der Regierung von Oberbayern die gestrige Entscheidung im Eichstätter Landratsamt aushebelt, hatte sie doch ausdrücklich gewünscht, die Sache an der Basis zu klären. Leicht hatte es sich in Eichstätt keiner gemacht. Der Jagdbeirat des Kreises – er besteht aus Vertretern der Land- und Forstwirtschaft, der Jagdgenossenschaften, der Jäger und des Natur- und Waldschutzes – hatte gestern noch einmal lange über die Zukunft der kleinen Mufflonherde diskutiert, deren Totalabschuss wegen befürchteter Verbissschäden im Wald bereits beschlossene Sache war. Die Ausrottung war zu Jahresbeginn auf öffentlichen Druck hin ausgesetzt worden.

Eine Pro-Mufflon-Initiative um die Jäger Franz Loderer (Buxheim) und Peter Smischek (Oberdolling) hatte seither – mit 4000 Unterschriften einer von Ninja Winter (Ingolstadt) organisierten Onlinepetition im Rücken – darum gekämpft, die Wildschafe als heimisch anzuerkennen, da sie seit Jahrzehnten in der Gegend leben. Die Untere Jagdbehörde will die Wildschafe aber nicht als Standwild einstufen, weil keine Abschusspläne früherer Jahre vorliegen – nur sie gelten für die Behörde als zweifelsfreier Beleg. Smischek zeigte sich gestern aber mit der Entscheidung „insgesamt sehr zufrieden“.

Mit Sorge hatten Forstleute das Thema beobachtet. Johann Stadler, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Eichstätt, wollte sich zu der gestrigen Jagdbeiratssitzung nicht äußern, „weil wir Stillschweigen vereinbart haben“. Am Montag hatte er aber im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert, weshalb er die Mufflons kritisch sieht – nicht nur, weil hier vielleicht ein Präzedenzfall geschaffen werde. „Es geht nicht allein um Schälschäden, die wir befürchten. Der Druck auf den Wald wird doch immer größer, durch Rehwildverbiss und wachsende Schwarzwildbestände, aber auch durch Jogger und Spaziergänger. Wir wollen uns als Waldbesitzer das Mitspracherecht nicht nehmen lassen.“ Stadler führt außerdem den Tierschutz an: In anderen Mufflonbeständen im Eichstätter Raum, etwa bei Petersbuch, würden immer wieder stark untergewichtige Wildschafe auffallen. „Da frage ich mich schon, ob der Standort wirklich der richtige ist.“

Mit der Entscheidung, die Hege der Köschinger Mufflons, wie von den dortigen Jägern beantragt, dennoch „ausnahmsweise“ zuzulassen, hat das Landratsamt ein salomonisches Urteil gesucht. Hege umschreibt in der Jägersprache das Ziel, einen an die jeweiligen Verhältnisse angepassten artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten. Der Begriff beinhaltet explizit die Jagd und Dezimierung einer Tierart, sollte sie örtlich überhand nehmen.

„Wir werden die Ausbreitung der Köschinger Mufflons, ihren Gesundheitszustand und mögliche Schäden durch die Herde in Zukunft genau beobachten, um im Bedarfsfall einzugreifen“, erklärte Manfred Schmidmeier vom Landratsamt gestern. Damit solle nicht nur der Tierschutz sichergestellt, sondern auch den Anliegen der Waldbauern und Forstleute Rechnung getragen werden.