Ingolstadt
Einmal Hölle und zurück

13.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:20 Uhr

Absturz: Menowin (rechts) wird 2005 zu zwei Jahren Jugendhaft verurteilt.? Arch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Lebensgeschichte von Hasso Fröhlich spielte sich bislang häufig im Konjunktiv ab: Was wäre gewesen? Wer hätte ich werden können? Wo wäre ich jetzt? Die Wirklichkeit ist eine andere: Hasso Fröhlich, genannt "Menowin", ist 22 Jahre alt und vorbestraft wegen Körperverletzung und Betrug.

Er hat anderthalb Jahre im Gefängnis gesessen. Mit Unterbrechungen, weil er zwischenzeitlich ausbrach. Er hat eine gute Stimme, eine besondere sogar, und er hat einen großen Fan: Dieter Bohlen. Ende 2005 beim Casting zu "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) galt der Ingolstädter als einer der großen Favoriten, stand unter den besten 20. Doch seine kriminellen Machenschaften machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Jetzt unternimmt er einen neuen Anlauf.
 
"Nicht mehr so wild"
 
Er sei ein anderer Mensch geworden, sagt Menowin im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Rein optisch stimmt das ganz sicher, er hat einiges an Gewicht zugelegt. Aber auch sein Verhalten habe sich in den vergangenen Jahren geändert, sagt er. Er sei geläutert. "Ich habe gelernt, erst nachzudenken, bevor ich etwas mache. Ich bin nicht mehr so wild wie früher." Menowin hat einen dreijährigen Sohn (Joel). "Ich will, dass er stolz auf seinen Papa sein kann", sagt er. "Und ich will meine zweite Chance nutzen."

Vor knapp vier Jahren schien sein Aufstieg in den deutschen Pop-Himmel vorgezeichnet zu sein. Im DSDS-Recall hatte der 18-Jährige "You are the sunshine of my life" von Stevie Wonder gesungen, und Chefjuror Dieter Bohlen hatte Menowin in seiner ihm eigenen Diktion mit auf den Weg gegeben, er habe "super gegroovt. Ich habe die Nummer von einem Weißen noch nie besser gehört als von dir". Der Aufstieg als Bohlens Protegé stand bevor – doch er wurde jäh gestoppt.

Sein plötzlicher Ruhm wurde Menowin zum Verhängnis. Er soll einige Zeit vorher in der Lentinger Disco A9 einen 31-Jährigen Eitensheimer verprügelt haben. Der erkannte ihn im Fernsehen wieder und wandte sich gleich an die Ermittler, die zuvor gegen Unbekannt ermittelt hatten. Auch wegen weiterer Vergehen wurde Menowin im Dezember 2005 vor Gericht gestellt: Er soll einen 23-Jährigen aus Waldkraichburg krankenhausreif geschlagen, außerdem Kreditkartenbetrügereien begangen haben.

"Was ich damals getan habe, war asozial. Mir gehen diese Dinge noch heute durch den Kopf. Sie tun mir von Herzen leid", sagt er heute. Das Amtsgericht Ingolstadt verurteilte ihn zu zwei Jahren Jugendstrafe. Vom Fast-Star zum Knastbruder – ein tiefer Fall. "Nach DSDS ging es bei mir eigentlich nur bergab", sagt Menowin, der heute in Ingolstadt und Darmstadt lebt.
 
Untergetaucht in Berlin
 
Im November 2006 kehrte er von einem Freigang nicht ins Gefängnis zurück. Menowin tauchte unter. "Ich wollte nur noch raus", sagt er. "Ich war in Berlin, habe nicht wirklich etwas gemacht und mich irgendwie durchgeboxt." Ob das bildlich zu verstehen sei? "Nein." Zwei Jahre hielt er sich versteckt, ehe ihn seine Familie, speziell sein Cousin, dazu drängte, sich den Behörden zu stellen, Anfang letzten Jahres war das. "Das war auch richtig, ganz klar. So konnte es nicht weitergehen. Ich musste Verantwortung übernehmen für das, was ich getan hatte", sagt er. Im August 2009 wurde er aus der Haft entlassen.

Einen Monat später stellte er sich in Köln wieder der DSDS-Jury. Menowin, mit Sonnenbrille, Baseballmütze, weit geöffnetem Hemd und Jeans, deren Bund gefühlt in der Kniekehle hing, sang wieder einen Stevie-Wonder-Hit ("My Cherie Amour") – und bekam wieder Beifall, auch von Bewunderer Bohlen, und das Ticket für den Recall. "Ich bin sehr gespannt, wie das mit dir weitergeht", sagte Bohlen und nahm Menowin gleich mal in den Favoritenkreis auf.

Gestern lief die Sendung bei RTL. "Auch wenn das schon einige Zeit her ist, war ich ziemlich aufgeregt", gesteht Menowin. Recall Nummer eins in Köln und Nummer zwei in der Karibik sind bereits abgedreht. Mitte Februar beginnen die Live-Shows. Ob er diesmal dabei ist? "Darf ich nicht sagen." Ob es schön war in der Karibik? "Ja, sehr." Dann merkt er, dass er auch darüber nicht reden darf, bevor die Sendung ausgestrahlt worden ist. "Hab’ ich gehört."