Ingolstadt
Bei Müller-Brot ist Kritik unerwünscht

Auf der Facebook-Seite des Backwarenherstellers wurden gezielt Links zu kritischen Medienberichten gelöscht

01.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:52 Uhr

260 eigene Filialen betreibt Müller-Brot, unter anderem in Ingolstadt (Bild) und Pfaffenhofen. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) In Zeiten des Internets müssen Unternehmen immer schneller reagieren – das gilt auch für Müller-Brot. Doch die Großbäckerei hat gestern zumindest bei Facebook kein gutes Bild abgegeben.

Nach dem Bekanntwerden der Hygienemängel wurden auf der Facebook-Seite des Backwarenherstellers kritische Links ganz einfach gelöscht. Zuvor hatte sich ein regelrechter „Shitstorm“ über dem Unternehmen zusammengebraut. Vor diesem neuartigen Phänomen in der Welt des Web 2.0 haben viele Unternehmen Angst. Es äußert sich darin, dass Internetnutzer massenhaft sachliche sowie unsachliche Beiträge in Blogs und auf Plattformen wie Twitter und Facebook veröffentlichen. So machten gestern nach den ersten Meldungen über die Hygieneprobleme rasch Facebook-Mitglieder ihrem Ärger auf der Müller-Brot-Seite Luft. Zuerst versuchte das „Müller-Brot-Team“ noch, die User zu beruhigen und erklärte in einem Posting, es werde bald eine Pressemitteilung herausgegeben und diese werde auch bei Facebook veröffentlicht. Wenige Minuten später war dieser Eintrag allerdings verschwunden. Dabei wurden gezielt Links zu Medienberichten über den Vorfall gelöscht.

„Mal schauen, ob der Link wieder gelöscht wird“, schrieb ein User namens Michael kurz danach an die Pinnwand des Unternehmens und setzte einen zwinkernden Smiley dahinter. Darunter postete er erneut einen Link zu einem Medienbericht über die aktuellen Geschehnisse bei Müller-Brot. Auch dieser Link war Minuten später wieder von der Seite verschwunden. Dumm nur, wenn dies jemand bemerkt: Mit diesem selektiven Bearbeiten der Pinnwand wird sich das Unternehmen in der Internetgemeinde sicher keine neuen Freunde gemacht haben.

Ein paar andere Beiträge blieben allerdings stehen. So etwa der des Mitglieds Holger, der bekundet, dass er in Zukunft keine „Supersonne“ mehr essen werde, nachdem bei Müller-Brot „mangelnde Grundhygiene“ festgestellt worden sei. Was „sehr schade“ sei. Und auch das Posting von Nutzer Karsten unter ein paar Hochglanz-Fotos aus Müller-Brot-Fillialen blieb bis Redaktionsschluss stehen: „Leider ist’s in der Backstube offenbar nicht so sauber wie hier.“ Besser gefallen haben dürfte dem „Müller-Brot-Team“ dagegen dieser Beitrag: „Die Vorschriften sind streng und keiner kann Fehler immer ganz ausschließen.“