Ingolstadt
Verschwindet die "Monstertrasse"?

Alte Planungen sind vom Tisch, sagt Netzbetreiber Amprion und macht neue Vorschläge für die Süd-Ost-Passage

03.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Demo der Stromtrassengegner: Als Bundeskanzlerin Merkel im Mai 2014 Ingolstadt besuchte, schlug ihr Protest entgegen - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Der Widerstand der Wutbürger zeigt Wirkung: Es sieht so aus, als lande die gefürchtete, sogenannte Monstertrasse für eine neue Süd-Ost-Passage in der Versenkung. Das erklärten Vertreter des Netzbetreibers Amprion am Mittwoch in Ingolstadt.

Sie präsentierten neue technische Lösungen, wie der Windstrom nach Bayern fließen kann.

Im Moment heißt es jedoch erst einmal abwarten. „Die alte Trassenplanung ist vom Tisch“, betonte Amprion-Sprecher Thomas Wiede bei einem Pressegespräch. „Für eine neue haben wir noch keine gesetzliche Grundlage.“

Dafür aber Ideen, wie die drohenden Eingriffe in das Landschaftsbild gemindert werden könnten. So schlägt Amprion vor, bei Überlandleitungen künftig Gleichstrom-Kompaktmasten zu verwenden, die nur noch 45 Meter hoch sind statt der bisher üblichen „Monstermasten“ von 70 Metern Höhe und mehr. Der Netzbetreiber möchte zudem die bestehenden und geplanten Infrastrukturtrassen – also Bahnstrecken, Autobahnen und Überlandleitungen – bündeln. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Trassen auf sehr ähnlichen Routen durchs Land verlaufen.

Das Zauberwort bei allen aktuellen Diskussionen lautet natürlich Erdverkabelung, für die es erst seit 2014 eine gesetzliche Grundlage gibt. Hoch im Münsterland realisiert Amprion gerade ein Pilotprojekt. Doch das Verlegen der Gleichstromleitungen in den Boden kostet drei- bis sechsmal so viel. „Wir gehen aber davon aus, dass Erdverkabelung in Zukunft die Regel wird und Stromtrassen die Ausnahme“, deutete Amprion-Sprecher Wiede die aktuelle politische Windrichtung. Dazu hat der Netzbetreiber noch einen anderen Vorschlag in petto, der die Zusammenarbeit mit den örtlichen Netzbetreibern erfordert, die den Strom vor Ort an die Verbraucher verteilen. Statt neue Trassen zu bauen – „für uns nur die Ultima Ratio“, so Wiede –, ließen sich vorhandene nutzen, auf denen bisher die 110-Kilovolt-Wechselstromleitungen verlaufen. Diese 110-kV-Leitungen könnten verkabelt werden, also unter der Erde verschwinden. Der Aufwand wäre geringer als bei den High-Tech-Gleichstromkabeln. Statt der herkömmlichen 110-kV-Masten würden dann kompakte Gleichstrommasten errichtet, die nur fünf Meter höher sind. Wo Siedlungen an alte Trassen herangerückt seien, ließen sie sich verlegen, so Amprion.

Das Problem: Es fehlt noch ein gesetzlicher Rahmen für eine Zusammenarbeit zwischen den großen Netzbetreibern und den lokalen Verteilnetzbetreibern.