Ingolstadt
Spurensuche im rechten Sumpf

Verwirrung um angebliche "Report"-Erkenntnisse zum Reichertshofener Anschlag

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Polizeiarbeit nach dem Brandanschlag von Reichertshofen: Bis heute hat sich allerdings trotz intensiver Recherchen einer Sonderkommission noch keine konkrete Spur zu den Tätern ergeben - Foto: Konze

Ingolstadt (DK) Auch drei Wochen nach dem Brandanschlag auf ein künftiges Flüchtlingswohnheim in Reichertshofen (Landkreis Pfaffenhofen) fehlt den Ermittlern eine konkrete Spur. In einem Bericht des ARD-Magazins „Report“ ist der Fall gestern Abend als Beispiel für Auswüchse rechtsradikalen Gedankengutes aufgegriffen worden.

Kaum hatte der Südwestrundfunk (SWR) gestern Morgen eine Pressemitteilung zu seinem abendlichen Magazinbeitrag über Anschläge auf Asylbewerberunterkünfte herausgegeben, überschlugen sich Agenturen und Onlinemedien mit Verdächtigungen in Richtung der rechtsgerichteten Organisation „Der III. Weg“. Diese neue Partei (siehe Infokasten links) könne mit dem Anschlag im Reichertshofener Ortsteil Winden in Zusammenhang gebracht werden, hieß es immer wieder. Doch ganz so einfach ist das offenbar doch nicht.

Der SWR hat die von „Report“ angeblich recherchierten Zusammenhänge gegenüber unserer Zeitung relativiert: Es sei in dem Magazinbeitrag um geistige Brandstiftung gegangen, nicht um die tatsächlichen Täter, sagte TV-Redakteur Heiner Hoffmann auf Anfrage. Dass in dem Sendebeitrag auch Bezug auf die Ingolstädter Staatsanwaltschaft genommen und von dortigen „ermittlungsrelevanten“ Erkenntnissen in Richtung „III. Weg“ berichtet wurde, hat der Behörde nicht gefallen: Hier seien Äußerungen des Leitenden Oberstaatsanwalts offenbar missverstanden oder überinterpretiert worden, stellte ihr stellvertretender Leiter Wolfram Herrle gestern fest.

Herrle wollte nicht ausschließen, dass die Aktivitäten des „III. Weges“ in der Region vom Staatsschutzkommissariat der Ingolstädter Kripo beobachtet werden und auch im Reichertshofener Fall dahingehend ermittelt worden ist – nur eine konkrete Spur zu der neuen Rechtspartei habe sich bislang einfach nicht ergeben. Auch ein Sprecher des Ingolstädter Polizeipräsidiums äußerte sich in diese Richtung. Es sei ganz normal und auch geboten, bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim im rechten Spektrum zu recherchieren, heißt es bei der Polizei. Von einer heißen Spur, die zu Rechtsextremen führe, könne aber keine Rede sein.

Allerdings bleibt die „Report“-Redaktion in Mainz dabei, dass sie vom Leitenden Ingolstädter Oberstaatsanwalt Helmut Walter Andeutungen bekommen habe, die einen Zusammenhang zwischen Aktivitäten des „III. Weges“ im Landkreis Pfaffenhofen und dem Anschlag in Reichertshofen nahelegten. Man habe sich diese telefonischen Auskünfte auch nochmals schriftlich bestätigen lassen, sagte SWR-Redakteur Heiner Hofmann gestern Abend gegenüber unserer Zeitung.

Bei dem Feuer im Reichertshofener Ortsteil Winden war ein Anbau des für Asylbewerber vorgesehenen Gebäudes ausgebrannt; Menschen waren nicht zu Schaden gekommen. In der Gemeinde hatten sich anschließend viele Bürger von dem Anschlag distanziert und ihre Empörung ausgedrückt.