Ingolstadt
Schwarz-gelb und lästig

Wenn die Wespen ausschwärmen, bricht oft unnötige Panik aus – Allergiker sollten aber vorbeugen

03.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Reife Zwetschgen und jegliche Art von süßen Lebensmitteln sind für Wespen unwiderstehlich. Jetzt im Spätsommer haben die gestreiften Insekten ihre Brutpflege weitgehend abgeschlossen und stören oft am Kaffeetisch im Freien. Grund zur Panik besteht nicht - Foto: Helge May/LBV

Ingolstadt (DK) Sie fliegen jetzt im August wieder vermehrt, und viele Menschen reagieren reflexartig mit Panik. Dabei ist alles halb so wild mit den Wespen, wenn man nur einige Dinge beachtet. Das obsterste Gebot lautet: Ruhe bewahren!

Allerlei Gerüchte über die schwarz-gelb gestreiften Insekten machen die Runde. Sie seien heuer besonders aggressiv und treten in großen Massen auf, auch wegen des Klimawandels, heißt es. Tatsache ist, dass die Wespen nicht häufiger vorkommen und sich nicht angriffslustiger benehmen als in anderen Jahren auch, ergab die Nachfrage bei Feuerwehr und Schädlingsbekämpfern in der Region. „Es hat bei uns zehn Einsätze wegen Wespen in Ingolstadt gegeben, und 40 in der gesamten Region“, nennt Thomas Schimmer von der Berufsfeuerwehr Ingolstadt die Fakten anhand der Anrufe in der Integrierten Leitstelle. Die Zahlen privater Schädlingsbekämpfer kennt die Feuerwehr nicht.

Der milde Winter sowie der heiße Sommer haben jedoch die Entwicklung der Tiere durchaus begünstigt. Jetzt, im Spätsommer, wenn die Brutpflege endet und die Nester sich langsam auflösen, schwirren die Wespen zunehmend auf Nahrungssuche umher und fühlen sich von süßen Speisen und Getränken angezogen. Der Zwetschendatschi – im Freien genossen – macht daher nicht immer unbedingt Freude. „Wespen sind besonders hartnäckig, wenn sie ihre Leibspeise vor sich haben und hungrig sind“, sagt der Biologe Alf Pille vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Er rät: „Hektische Bewegungen sollten unbedingt vermieden werden.“ Die Insekten vom Essen wegzublasen empfehle sich ebenso wenig. Das Kohlendioxid in der Atemluft sei ein Alarmsignal für die Tiere und versetze sie in Angriffsstellung. „Normalerweise reagieren Wespen bei der Nahrungssuche nicht aggressiv. Sie wehren sich erst, wenn sie sich bedroht fühlen.“

Wer ein Wespennest in seinem Rollokasten oder am Haus entdeckt, reagiert oft mit dem Griff zum Telefon. Wozu gibt es Schädlingsbekämpfer? Dabei ist dieser Schritt meist unnötig, wenn die wehrhaften Insekten nicht gerade direkt am Kinder- oder Schlafzimmerfenster ein- und ausfliegen. Denn die Nester werden nur ein Jahr lang genutzt, die Bewohner sterben im Herbst. Trotzdem geht den einschlägigen Unternehmen die Arbeit nicht aus. „Wir entfernen im Moment täglich zwei bis drei Nester in Ingolstadt und der Region“, sagt Andrea Stolle von der Ingolstädter Niederlassung des Schädlingsbekämpfers Anticimex. Von einer Wespenplage möchte sie dennoch nicht sprechen. „Es hat dieses Jahr nur früher begonnen, und die Tiere sind aufdringlicher.“

Essen und Getränke abdecken, Nahrungsreste nach Tisch gleich wegräumen und von Gesicht oder Händen abwischen, Limonade oder Saft am Besten mit dem Strohhalm trinken, keine bunte Kleidung tragen und auf duftende Parfüms verzichten – so lauten allgemeingültige Tipps, um Wespen nicht anzulocken oder nicht gestochen zu werden. Wenn es aber doch mal passiert? Meist reicht es, den Stich gut zu kühlen, was zudem Linderung verschafft. Schwieriger wird es, sobald ein Wespengiftallergiker betroffen ist. „Leidet der Patient unter Atemnot und Kreislaufbeschwerden oder wird er ohnmächtig, ruft man besser gleich den Notarzt“, sagt der Ingolstädter Allergologe Georg Womes. „Wer weiß, dass er allergisch ist, sollte sich vorsorglich ein Notfallset besorgen, das unter anderem flüssiges Cortison zur Erstbehandlung enthält.“ Eine spezielle Immuntherapie sei für Betroffene ebenfalls ratsam. Wer gegen Bienengift allergisch sei, müsse es nicht auch bei Wespenstichen sein, sagt Womes. „Es passiert ganz selten, dass jemand auf beides reagiert, weil es verschiedene Gifte sind.“