Ingolstadt
Richter gesucht

Dreifachmörder Roland S. hat Hubert Haderthauer in Ingolstadt auf Schadensersatz verklagt

05.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:02 Uhr

Ingolstadt (DK) Früher hat Roland S. in der Psychiatrie Modellautos im Auftrag der Firma Sapor Modelltechnik konstruiert und gebaut, jetzt fordert er von seinem früheren Auftraggeber Hubert Haderthauer 18 000 Euro Schadensersatz.

Die Klage des verurteilten Dreifachmörders sei bereits im Juli eingegangen, bestätigte der Sprecher des Landgerichtes Ingolstadt, Gerhard Reicherl, gestern auf Anfrage.

Nach den vorliegenden Informationen geht es in der Klage um ein Rolls-Royce-Modell, das Haderthauer im Internet beim Auktionshaus Christie’s hat versteigern lassen. Roland S. soll es gebaut haben, schon bevor er den Landgerichtsarzt überhaupt kannte und für dessen Firma arbeitete. Die Frage ist, wem das Auto zum Zeitpunkt des Verkaufs gehörte. Sollte der Streit zugunsten von Roland S. ausgehen, stünde ihm der Erlös aus dem Geschäft zu, eben die 18 000 Euro.

Wann der Prozess beginnt, steht aber nicht fest. Es hat sich bislang nämlich kein Richter gefunden, der das Verfahren übernehmen wollte. Der Grund ist ganz einfach: Weil Haderthauer Landgerichtsarzt in Ingolstadt ist, kennt er eigentlich alle Richter am Gericht persönlich oder ist sogar mit ihnen befreundet. Aus juristischer Sicht bedeutet das: Jeder von ihnen könnte in einem Prozess als befangen abgelehnt werden.

Deshalb läuft am Ingolstädter Landgericht derzeit ein komplexes juristisches Prozedere. Jeder einzelne Richter wird befragt, ob bei ihm die „Besorgnis der Befangenheit bestehe“, wie es im Juristendeutsch heißt. Das kann sich nach Einschätzung von Beobachtern hinziehen, denn es gibt keine Frist, innerhalb derer sich der einzelne Richter äußern muss. Zudem muss eine festgelegte Reihenfolge eingehalten werden. Wenn sich kein Jurist findet, der für sich keine „Besorgnis der Befangenheit“ sieht, wird zuletzt auch die Gerichtspräsidentin befragt. Die Stellungnahmen der Richter werden dann einzeln von der nächsthöheren Instanz, dem Oberlandesgericht München, überprüft. Dort wird entschieden, ob der Fall an ein anderes Gericht abgegeben wird. Davon geht der Ingolstädter Gerichtssprecher Reicherl aus: „Aller Voraussicht nach wird der Fall dem Oberlandesgericht vorgelegt.“