Ingolstadt
Raum für die Fluten

Vier Polder sollen in der Region künftig helfen, Hochwasserkatastrophen an der Donau zu vermeiden

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Rund um den idyllischen Gerich-Weiher bei Mitterwöhr (Kreis Pfaffenhofen) soll ein Polder entstehen, um Hochwasserspitzen künftig abzufangen. Weitere Überschwemmungsflächen in der Region sind im Neuburger Raum sowie bei Großmehring geplant - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser – nach diesem Motto will die bayerische Staatsregierung den Schutz vor Überschwemmungen zügig vorantreiben. Auch im Raum Ingolstadt sind vier große Polder geplant. Sie sollen bis zu 44 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen können.

Katastrophen wie im Juni 2013, als ganze Ortschaften und Landstriche entlang der Donau zum Teil komplett überflutet waren, sollen sich nicht wiederholen. „Wir wollen Bayern wasserdicht machen“, verkündet deshalb Marcel Huber (CSU), Umweltminister im Freistaat. Sein Patentrezept nennt sich „gesteuerte Flutpolder“, worunter große, mit Deichen eingefasste Flächen zu verstehen sind, die bei den immer häufiger auftretenden extremen Hochwassern gezielt geflutet werden. In Riedensheim westlich von Neuburg kann noch in diesem Jahr mit dem Bau des ersten Projekts in der Region begonnen werden, nachdem innerhalb der Klagefrist niemand Einwände erhoben hatte, wie das Ministerium vorige Woche bekannt gab.

Nur wenige Kilometer weiter soll bei Bertoldsheim ein weiterer Polder entstehen, der allein 18 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen kann. „Wir sind hier aber noch ziemlich am Anfang, weil wir erst die Pläne für Riedensheim vorangetrieben haben“, erklärt Johannes Plank vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Dasselbe gelte für einen Polder bei Großmehring im Landkreis Eichstätt. „Hier gibt es bisher nur Vorüberlegungen. Diese Fläche erscheint aber ähnlich gut geeignet wie die in Bertoldsheim.“ Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob sich diese beiden Areale tatsächlich eignen.

Konkreter sieht es dagegen für ein Projekt bei Münchsmünster (Kreis Pfaffenhofen) aus. Der dort geplante Polder Katzau soll sich vom Gerich-Weiher bei Mitterwöhr bis Auhausen hinziehen und rund 385 Hektar umfassen. Das Rückhaltevolumen liegt bei 8,7 Millionen Kubikmetern. „Hier ist bereits einiges Geld investiert worden“, sagt Plank. Die Regierung von Oberbayern hatte Anfang 2006 das Raumordnungsverfahren eingeleitet. „Es liegt bereits eine positive landesplanerische Beurteilung vor“, heißt es aus dem Umweltministerium in München.

Die politisch Verantwortlichen gehen davon aus, dass jeder in die Polder investierte Euro das Siebenfache an möglichen Schäden verhindert. Allein im Raum Ingolstadt wurden seit 2001 rund 13 Millionen Euro für den Hochwasserschutz ausgegeben, bayernweit sollen bis 2020 insgesamt 3,4 Milliarden Euro für das Projekt zur Verfügung stehen.

Polderflächen sind keine Brache. Sie können weiter genutzt werden, etwa für die Landwirtschaft. Sie bleiben im Eigentum der Bauern, die für den Wertverlust einmalig entschädigt werden. Kommt es in Zukunft zu gezielten Flutungen, erhalten sie Ernteausfälle und Beeinträchtigungen voll erstattet.

Minister Marcel Huber setzt beim Polderprojekt auf „gesellschaftlichen Konsens“ und hofft auf „die Solidarität mit den Flussunterliegern.“ Die reservierten Flächen würden nur „bei Extremereignissen geflutet, nicht bei jedem Hochwasser.“ Ziel sei letztlich „eine Perlenkette von Poldern entlang der großen Gewässer in Bayern“.