Ingolstadt
Nachtschicht in den Wahllokalen

Das vorläufige amtliche Endergebnis hat lange auf sich warten lassen – warum?

16.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr

Ingolstadt/München (DK) Wer erst nach Bekanntgabe des vorläufigen amtlichen Endergebnisses der bayerischen Landtagswahl ins Bett gehen wollte, startete mit Schlafdefizit in die neue Woche. Bis spät in die Nacht wurde am Sonntag in einigen Stimmbezirken gezählt und geprüft.

Um 2.14 Uhr stand das Resultat fest, rekordverdächtig spät: Zumindest in den vergangenen 30 Jahren waren die bayerischen Wahlhelfer immer mindestens eineinhalb Stunden schneller. Bei den Landtagswahlen 2003 und 2008 kam das Resultat noch vor Mitternacht.

Diesmal traf viel zusammen: der Ansturm auf die Briefwahl, lange Schlangen im Wahllokal und die große Zahl verschiedener Stimmzettel.

Die Auszählung der Briefwahlunterlagen ist aufwendig. Erst einmal müssen eigene Briefwahllokale gebildet werden. Mehrere reguläre Lokale werden hierfür zusammengefasst – die Briefunterlagen aller dortigen Wähler landen in dem dazugehörigen Briefwahllokal. So kommt es, dass manche Wahlhelfer viel mehr Briefwahlstimmen auszählen müssen als andere.

Wolfgang Schöberl war als Wahlhelfer in einem Briefwahllokal in Kösching. Nachmittags um vier Uhr hatten er und seine Kollegen mit der Arbeit begonnen. „Stimmen auszählen darf man da noch nicht, aber vorsortieren kann man schon“, sagt er. Das bedeutet: Er kontrolliert, ob der weiße Wahlzettel unterschrieben ist. Fehlt das Autogramm, sind alle Stimmen ungültig. Dann kommen die fünf Stimmzettel, jeder in einem eigenen Umschlag. „Bei manchen hat der Volksentscheid gefehlt, bei anderen die Erststimme. Die anderen Stimmen dieses Wählers sind dann zwar nicht ungültig, aber alles muss registriert werden“, erklärt Schöberl. Einige Bürger haben auch die Bundestags-Wahlunterlagen gleich mitgeschickt. Sie werden gesammelt und bis zum nächsten Sonntag aufbewahrt. „Das alles hat furchtbar aufgehalten“, erzählt Schöberl. „Andere Briefwahllokale haben vielleicht erst um 17 oder 18 Uhr mit der Sortierarbeit angefangen. Die werden dann natürlich vor Mitternacht nicht fertig.“ Noch dazu waren die Wahlhelfer knapp.

Nicht alle Kommunen stellten rechtzeitig mehr Helfer für die Auszählung der Briefwahlstimmen ab, die vielerorts ein neues Rekordniveau erreichten. „Man hat mit alten Werten kalkuliert“, sagt Anke Schwarz, Sprecherin beim Statistischen Landesamt. „Die Zahl der Briefwähler ist auf einem neuen Höchststand, damit hatten wir nicht gerechnet“, erklärt Birger Nemitz, Sprecher des Landkreises München. Dessen zwei Stimmkreise waren die letzten, die ihre ersten Meldungen absetzten.

Das lag zum Teil auch am Andrang in den Wahllokalen. Weil alle, die bis 18 Uhr kamen, noch wählen durften, konnten einige Wahlvorstände erst später mit der Auszählung beginnen. „Der Ansturm war gewaltig, wir hatten weit nach 18 Uhr immer noch Schlangen“, sagt Ina Franz von der Gemeinde Neubiberg im Südosten Münchens. Dann habe der Computer auch noch falsch gerechnet, erzählt Ordnungsamtsleiterin Christa Galida. „Wir haben verzweifelt den Programmfehler gesucht – und irgendwann einfach den PC aus- und wieder eingeschaltet.“

Es gab auch kuriose Gründe für manche Verzögerungen. So meldete der Stimmkreis Regen und Freyung-Grafenau in Niederbayern erst um 0.39 Uhr sein Ergebnis – auf Facebook hatte das Landratsamt Regen schon fast zwei Stunden früher den Sieg von Agrarminister Helmut Brunner (CSU) verkündet. Helfer hatten zunächst 113 Briefwahlumschläge übersehen. Am Resultat änderte das nicht viel: Brunner konnte sich statt über 49,49 über 49,5 Prozent freuen.