Ingolstadt
Gut gerüstet für Mittwoch

Goldmilch zieht wenige Tage vor Aufhebung der Milchpreisquote positive Bilanz

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Mehr Milchanlieferung als je zuvor – und das bei überdurchschnittlich gutem Preis: Für 115 Millionen Kilogramm Milch zahlte Goldmilch, hier das Werk in Ingolstadt, im vergangenen Jahr durchschnittlich 39,7 Cent pro Kilo. Was die Aufhebung der Milchquote bedeutet, wird sich noch zeigen - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Auch bei der Generalversammlung der Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing am Freitag war das Ende der Milchquote das beherrschende Thema. Wer sich an Prognosen wagte, zeigte sich skeptisch, doch der Tenor war auch: Gerade in Krisen sind Genossenschaften sinnvoll – vor allem so stabile wie Goldmilch.

Aus vier Regierungsbezirken und 13 Landkreisen stammen die 700 Goldmilch-Mitglieder, deren Milch in den Werken in Ingolstadt und Thalmässing weiterverarbeitet wird. Mehr als 115 Millionen Kilogramm Milch mit einem Durchschnittsfettgehalt von 4,19 und einem Durchschnittseiweißgehalt von 3,5 Prozent wurden im vergangenen Jahr geliefert. Dafür zahlte Goldmilch im Jahresdurchschnitt 39,7 Cent pro Kilo Milch, ein leichter Rückgang um 0,17 Cent gegenüber dem Vorjahr, aber auch ein Cent höher als der bayerische und zwei Cent höher als der deutsche Durchschnitt.

„Wir haben wieder einen der höchsten Milchauszahlungspreise“, sagte Geschäftsführer Karl Kunz bei der Versammlung in Rothenturm. 2013 war es noch der höchste Wert Bayerns und der dritthöchste in Deutschland, auch in den Jahren davor lag der Preis stets über dem bayerischen und dem deutschen Durchschnitt. Die detaillierten Zahlen für 2014 sind noch nicht veröffentlicht, aber bei Goldmilch geht man davon aus, dass der Preis wieder in der Spitzengruppe liegt. Und das trotz Eurokrise, Russland-Embargos, stagnierenden Milchkonsums in Europa und weltweit mehr Milchlieferanten, die um die größer gewordenen Märkte im Rest der Welt kämpfen.

Der Umsatz ist mit 65,4 Millionen Euro so hoch wie nie zuvor (2,4 Prozent Steigerung), das Eigenkapital beträgt 8,4 Millionen, das Bankguthaben knapp vier, die Verbindlichkeiten sind etwa genauso hoch. Der Bilanzgewinn liegt bei 328 000 Euro. In die Modernisierung des Ingolstädter Werks wurden in den vergangen Jahren mehr als acht Millionen investiert. Absatzschwerpunkt war wieder die Vollmilch- und Sahnepulverproduktion für die europäische Schokoladenindustrie (69 Prozent des Umsatzes), 21 Prozent machen Grundstoffe für Milchshakes und Eis aus, vor allem für McDonald’s. Inklusive Zukauf betrug die Milchanlieferung 129,5 Millionen Kilo Milch, mehr als je zuvor.

In diesem Jahr ging zuerst der Preis deutlich herunter und dann die Anlieferung, nämlich um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Grund ist eine gewisse Unsicherheit: Es droht den Milchbauern eine hohe Superabgabe für die Milch, die sie über ihr Kontingent hinweg geliefert haben – europaweit ist die Rede von einer Milliarde Euro, die Landwirte zahlen müssen.

Zumindest dieses Problem wird es ab dem 1. April nicht mehr geben, wenn die Milchquote nach 31 Jahren fällt, allerdings dürfte dann EU-weit die Milchlieferung ansteigen, was auch auf den Preis deutliche Auswirkungen haben könnte.

„Das Ende der Quote wird uns vor große Herausforderungen stellen“, sagte Vorstandsvorsitzender Helmut Rottler. Er rate den Betrieben, bei den Investitionen zurückhaltend zu sein. „Aber wir werden bei Goldmilch unser Bestes tun.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Georg Hussendörfer erklärte: „Ich rechne mit einem schlechten Jahr – aber ich freue mich, wenn ich danebenliege.“ Klaus Hein vom Genossenschaftsverband Bayern wollte Mut machen: „Die Sonne wird auch am 1. April wieder aufgehen. Wichtig ist auch in Zukunft die Mitgliedschaft in der Genossenschaft einer gut aufgestellten Molkerei.“

Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der bayerischen Milcherzeuger lobte Goldmilch und erklärte, er sehe das Ende der Milchquote nicht ganz so negativ: „Es wird ein bisschen rumpeln, aber wir haben die europäischen Verhältnisse zur Kenntnis zu nehmen.“ Ihm gehe es eher darum, sich bei der EU dafür einzusetzen, dass die Superabgabe auch wieder für landwirtschaftliche Belange eingesetzt wird. Und er appellierte an jeden Landwirt, viel stärker Eigenwerbung zu betreiben.