Ingolstadt
"Gonzalo" bringt Schnee

Sturmtief lässt im Freistaat Bäume umstürzen – In Nürnberg muss eine Flüchtlingsunterkunft geräumt werden

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Ingolstadt (DK) Umgestürzte Bäume, abgedeckte Hausdächer, Stromausfall und mehrere Verletzte – das Sturmtief „Gonzalo“, ein ausgewachsener Herbststurm, hat in Bayern einen Millionenschaden angerichtet.

Der Sturm war am Dienstag kurz nach 21 Uhr mit Donner und Blitz losgebrochen. Es begann heftig zu regnen und wurde binnen weniger Minuten gefühlte zehn Grad kälter. Innerhalb kurzer Zeit verwandelten sich viele Straßen in gefährliche Rutschbahnen, weil der Wind die welken Blätter von den Ästen blies. Viele Bäume stürzten um und blockierten Farbahnen sowie Gleise. Durch eine einzige entwurzelte Eiche wurden in Regensburg sieben geparkte Autos beschädigt. Wegen abgerissener Oberleitungen und umgestürzter Bäume waren mehrere Bahnstrecken blockiert. Die Beseitigung der Schäden dauerte gestern an.

In München wurde ein 80 Quadratmeter großes Blechdach samt Dachstuhl von einem Wohnhaus gerissen und auf die Straße geweht. Es begrub drei geparkte Autos unter sich. Der Schaden beträgt allein in diesem Fall eine halbe Million Euro. Auf der Auer Dult wurden mehrere Zelte und Buden zerstört.

In Augsburg wurde ein 15 Meter langer Baum entwurzelt. Er kippte in die Oberleitung einer Straßenbahn. Wegen eines umgestürzten Baumes musste die Bahnstrecke nach Ingolstadt zeitweise gesperrt werden.

In Erlangen flogen Teile eines 500 Quadratmeter großen Daches auf einen Parkplatz und beschädigten 16 Autos. Sowohl in Erlangen als auch in Nürnberg wurden vorsorglich Zeltunterkünfte für Flüchtlinge evakuiert. In Erlangen kamen nach Angaben des Arbeiter-Samariter-Bundes rund 40 Menschen vorübergehend in einer Turnhalle unter. Auch in Nürnberg wurden Flüchtlinge in andere Unterkünfte gebracht, nachdem der Sturm eine Plane weggerissen hatte. Inzwischen teilte ein Sprecher der Stadt mit, dass die Zeltunterkünfte völlig aufgegeben werden.

In der Region blieb es vergleichsweise ruhig: In Teilen Schrobenhausens fiel für mehrere Stunden der Strom aus. Spektakulär war ein Unfall auf der A 9 zwischen dem Dreieck Holledau und der Ausfahrt Schweitenkirchen, wo ein Lastwagen mit Anhänger von einer Windböe umgerissen wurde und auf die Mittelleitplanke kippte.

Der stürmische Wind brachte neben kalter Luft auch Schnee nach Bayern – zumindest in höheren Lagen. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, fielen bis gestern früh 15 Zentimeter Schnee. Auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald war es ein Zentimeter. Aber auch in höhergelegenen Gemeinden wie Oberstdorf und Mittenwald schneite es leicht. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor glatten Straßen. Oberhalb 1000 Meter können nach der Vorhersage bis Freitag an die 80 Zentimeter Schnee fallen. Die Niederschläge lassen nach der Vorhersage aber nach und es wird wieder wärmer. Am Wochenende ist bei Tageswerten bis 14 Grad auch Sonnenschein angesagt.

Auch in den übrigen Teilen Deutschlands hielt „Gonzalo“ die Rettungskräfte in Atem: Trotz der Sturmflut an der Nordseeküste wurden zunächst keine größeren Schäden bekannt. Als Sturmflut gilt ein Wasserstand von 1,50 bis 2,50 Meter über dem durchschnittlichen Hochwasser. Eine starke Windböe war wahrscheinlich der Auslöser für die spektakuläre Rettung einer Familie aus einer Seilbahngondel über dem Rhein in Köln. Dort seilten Höhenretter bei Starkwind, Regen und Dunkelheit die Eltern und deren zwei kleine Kinder ab. Sie waren rund 40 Meter über dem Rhein stecken geblieben.