Ingolstadt
Fall Rupp: Die Polizei befürchtet einen Imageverlust

Nach der Kritik eines Richters am Vorgehen im Fall Rupp ist die Stimmung bei Ingolstädter Ermittlern "nicht sonderlich gut"

19.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:41 Uhr

Ingolstadt (DK) Wundenlecken ist bei der Ingolstädter Kriminalpolizei nach einem Urteil am Landshuter Amtsgericht angesagt. Richter Bernhard Suttner hatte am Montag einigen Beamten in einem Prozess wegen Falschaussage gegen einen Schrotthändler aus dem Donaumoos völlige Unprofessionalität vorgeworfen und kaum ein gutes Haar an den eingesetzten Ermittlern gelassen.

Der Angeklagte aus dem Raum Neuburg hatte behauptet, während eines Verhörs im Fall Rupp mit einer Waffe bedroht worden zu sein – ein Vorwurf, der sich nicht widerlegen ließ. Ein Freispruch war die Folge. Kritik gab es außerdem am zuständigen Oberstaatsanwalt, weil er staatsanwaltschaftliche Vernehmungen durch die Polizei durchführen ließ, anstatt selbst die Fragen zu stellen. „Die Stimmung bei uns ist natürlich nicht sonderlich gut“, räumte Kripochef Alfred Grob gestern ein. „So ungeschickt, wie das erscheinen mag, sind wir ganz bestimmt nicht.“ Weiter äußerte er sich nicht, er wolle die Urteilsbegründung abwarten. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, Helmut Walter, möchte sich ebenfalls „erst einmal informieren. Wir haben selbst ja keinen Prozessbeobachter dabei gehabt.“

Sinngemäß äußerte sich Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Ingolstadt. „Sollte es intern notwendig sein, Lehren zu ziehen, werden wir das tun“ sagte er. Eine Wiederholung der Umstände wie im Fall Rudi Rupp, der im Oktober 2001 zunächst spurlos verschwunden war, schließt er jedoch aus. „Das würde heute ganz anders gehandhabt, die Vorgehensweise ist nicht mehr vergleichbar.“

Auf den Polizeifluren war die Richterschelte diese Woche bestimmendes Thema. Viele Ermittler befürchten einen Imageverlust, wobei sie einräumen, „dass beim Rupp manches unglücklich gelaufen ist“. Aber „bei den Leuten kommt das jetzt an, als wären wir die letzten Deppen und absolut unprofessionell“, befürchtet ein ranghoher Beamter.

Von den damals maßgeblich beteiligten Ermittlern ist kaum einer noch bei der Kripo im Dienst. Der frühere Chef ist gestorben, der Kommissariatsleiter und andere sind in Pension, die Übrigen sind mittlerweile fast alle anderswo eingesetzt.