Ingolstadt
"Es gibt keine nassen Jahre mehr"

Die bayerischen Wasserversorger warnen vor Risiken Fachtagung in Ingolstadt

22.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Wasser-Experten: VBEW-Vorstand Markus Rauh (links) und der Chef der Ingolstädter Kommunalbetriebe, Thomas Schweiger. - Foto: Greiner

Ingolstadt (DK) Klimawandel, Nitratbelastung - auch in Bayern ist die sichere Trinkwasserversorgung Gefahren ausgesetzt. Zum internationalen Tag des Wassers mahnen die kommunalen Wasserversorger deshalb einen schonenden, vorsorgenden Umgang mit dem wertvollen Gut an.

Zwei Themen sind es vor allem, die den bayerischen Wasserversorgungsbetrieben Kopfzerbrechen bereiten: der Klimawandel und die zunehmende Nitratbelastung des Grundwassers. "Wir müssen rechtzeitig auf die Entwicklungen hinweisen", sagte Markus Rauh, Vorstandsmitglied des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) gestern zum Auftakt der zweitägigen VBEW-Fachtagung Wasser in Ingolstadt.

"Es gibt keine nassen Jahre mehr", bringt Rauh das Problem mit der Erderwärmung auf den Punkt. Will sagen: Das Grundwasser, aus dem in Bayern fast das gesamte Trinkwasser gewonnen wird, erhält nicht genug Nachschub. Im trockenen und heißen Jahr 2015 etwa seien die Grundwasserstände in Bayern niedriger gewesen als im "Supersommer" 2003, so Rauh. "Das wird Auswirkungen haben auf die Wasserversorger." Aus Sicht des Verbands wird es in der extrem kleinteilig organisierten bayerischen Wasserwirtschaft mehr Kooperationen und Zusammenarbeit geben müssen, um eine sichere Versorgung der Verbraucher zu gewährleisten.

Als wesentliche Ursache der Nitratbelastung des Grundwassers gilt die intensive Landwirtschaft. Die EU-Kommission hat bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, weil die Bundesregierung zu wenig unternehme. Das soll sich nun ändern: Der Bundestag hat vor einigen Wochen eine neue Düngeverordnung beschlossen, um das Problem endlich in den Griff zu bekommen. Die Wasserversorger unterstützen das, auch wenn sich einige vielleicht ein etwas "schärferes Schwert" gewünscht hätten.

Gleichzeitig hat der VBEW am Dienstag auch den neuen "Wasserpakt" der bayerischen Staatsregierung mit den Landwirten und anderen Verbänden unterzeichnet - obwohl Naturschutzverbände einwenden, mit weiteren freiwilligen Maßnahmen werde nur Zeit verschwendet.

Die bayerischen Wasserversorger fahren zweigleisig: Einerseits setzen sie schon seit Jahren auf die freiwillige Kooperation mit der Landwirtschaft. Andererseits macht Verbandsvorstand Rauh unmissverständlich klar: "Der Staat muss den Gewässerschutz garantieren".

Dabei ist die Lage im Freistaat sehr unterschiedlich: Während vor allem in Franken und der Oberpfalz Wasserversorger Probleme haben, den EU-Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat einzuhalten, kann sich etwa Thomas Schwaiger, Chef der Ingolstädter Kommunalbetriebe, entspannt zurücklehnen. "Wir sind hier auf der Insel der Glückseligen", sagt der Gastgeber der VBEW-Fachtagung. Das Ingolstädter Wasser kommt überwiegend aus Tiefbrunnen, die bis zu 237 Meter in die Tiefe reichen. Da ist Nitrat kein Thema. Aber auch Schwaiger mahnt: "Es ist unser Job, das so zu erhalten."