Ingolstadt
Familien müssen es ausbaden

Viele Freizeitbäder verlangen an Wochenenden und Feiertagen Zuschläge, um Besucherströme zu lenken

05.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Es wimmelt nur so im Wonnemar: Besonders in den Schulferien nutzen viele Familien mit Kindern die Gelegenheit, sich in dem Ingolstädter Spaß- und Sportbad zu vergnügen. Mit einem Wochenend-, Feiertags- und Ferienzuschlag will man die Besucherströme steuern. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Wer seine Kinder an Wochenenden oder Feiertagen mit einem Besuch im Freizeitbad beglücken will, der muss tiefer als sonst in die Tasche greifen - für Zuschläge. Das Wonnemar in Ingolstadt verlangt sogar während der Schulferien mehr. Mit Aufpreisen wollen die Betreiber Besucherströme lenken, heißt es zur Begründung. Wir haben bei vier Spaßbädern nachgefragt.

Natürlich trübt es das Badevergnügen, wenn Besuchermassen in die Becken drängen. Doch berufstätige Eltern mit schulpflichtigen Kindern können halt nur dann kommen, wenn alle frei haben - und dann wird's teuer.

Ein Familienvater aus Ingolstadt musste denn auch nach Luft schnappen, als er am Weihnachtsfeiertag für den Besuch in der Therme Erding - ohne Zweifel das Luxusmodell unter den Spaßbändern - alles in allem um die 200 Euro hinblättern sollte. Denn etwas zu essen brauchte der Nachwuchs an so einem langen Badetag ja schließlich auch noch.

An Rekordtagen kommen bis zu 10 000 Besucher in die Therme Erding - mehr als doppelt so viele wie sonst. Das Unternehmen versucht, solche Spitzen abzufangen - durch einen Aufpreis von vier Euro am Wochenende und an Feiertagen. "Natürlich versuchen wir dadurch, die Besucherströme zu lenken", sagt Marcus Maier von der Geschäftsleitung und betont, im Fokus stehe immer das Badevergnügen für den Gast. Der ärgert sich nämlich auch, wenn es bei großem Andrang kurzzeitig Einlassstopps gibt. Und das in der größten Therme der Welt, die auf 180 000 Quadratmetern Fläche - das entspricht in etwa 18 Fußballfeldern - unter anderem über 30 verschiedene Becken und 26 Rutschen verfügt. Der Spaß hat freilich auch seinen Preis: 148 Euro Eintritt zahlen zwei Erwachsene und zwei Kinder für die Tageskarte mit Aufpreis.

Dessen ungeachtet betont Marcus Maier, man sei "bewusst familienfreundlich" und verzichte beispielsweise auf Zuschläge in den Ferien. Mit dem Familienpass könnten Besucher überdies Punkte sammeln, "und beim dritten Mal haben die Kinder dann freien Eintritt". Auch beim Verbot, Speisen mitzubringen, verfahre man großzügig: "Wenn wir ein Kind mit der Wurstsemmel sehen, drücken wir ein Auge zu", so Maier. "Nur Grillen erlauben wir nicht - das ist tatsächlich auch schon vorgekommen."

Die Betreiber argumentieren auch mit höheren Personal- und Energiekosten an Wochenenden und Feiertagen. Und betonen, es gebe spezielle Tarife, die es für Familien günstiger machen. Im Freizeitbad Titania Neusäß bei Augsburg etwa gibt es einen Familientarif: Für zwei Erwachsene und zwei Kinder kostet die Tageskarte 37 Euro. Der Wochenend- und Feiertagszuschlag beträgt einen Euro pro Person. Doch wer samstags schon am Vormittag (9.30 bis 12 Uhr) kommt, der zahlt nur zwei Stunden, darf aber trotzdem den ganzen Tag bleiben. "Das finde ich familienfreundlich", sagt Sprecherin Petra Voßiek. "Außerdem sind unsere Eintrittspreise seit Herbst 2014 konstant."

Im Wonnemar Ingolstadt kostet die Familienkarte für den ganzen Tag im Spaß- und Sportbad 48,50 Euro, für den kompletten Bereich 74 Euro. Dazu kommt ein Wochenend-, Feiertags- und Ferienzuschlag von einem Euro pro Person. Der entfällt wiederum für Besitzer der Wonnemar-Clubkarte. Nach Auskunft von Bianka Kastenhuber, verantwortlich für Personal und Organisation, gibt es kaum Beschwerden wegen der Zuschläge.

Das Palm-Beach in Stein bei Nürnberg hingegen kommt ganz ohne Zuschläge aus. "Wir sehen keinen Sinn darin, die Preise am Wochenende zu erhöhen", erklärt eine Sprecherin. Im Gegensatz zu manchen Freizeitbädern, wo sich der Besucher mühsam durch ein Gestrüpp von Spezialtarifen kämpfen muss, sind dort die Eintrittspreise übersichtlich gestaltet: Kinder unter sechs Jahren zahlen immer nur 6,50 Euro, Erwachsene 21 Euro pro Tag, Jugendliche von 6 bis 15 Jahren 17,50 für die Tageskarte (jeweils ohne Sauna).

Und noch ein Aspekt kommt zum Tragen: Während beispielsweise in Ingolstadt die Stadt die Baukosten für das Wonnemar trägt und es an den privaten Betreiber verpachtet, wird die Erdinger Therme rein privat finanziert. "Das Geld wird auch umgehend in Instandhaltung und neue Investitionen gesteckt", betont Marcus Maier. "2018 bekommen wir für 1,5 Millionen Euro eine neue Rutsche, die Big Wave, und auch das Projekt Virtual-Reality-Rutschen werden wir starten."

Bei der bayerischen Verbraucherzentrale sind die Zuschläge kein Thema, hieß es auf unsere Nachfrage.