Ingolstadt
Polizei stellt Projektile sicher

Ermittler arbeiten nach Schüssen auf einen Ingolstädter an der Spurensuche - Opfer wieder ansprechbar

20.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Ingolstadt (DK) Nach den Schüssen auf einen Ingolstädter am Sonntagabend versucht die Kripo mit Spurenauswertungen und Zeugenbefragungen Licht in das Geschehen zu bringen. Der Mann überlebte die Attacke in einer Tiefgarage nur mit viel Glück. Sein Zustand ist stabil, er war gestern kurz ansprechbar.

Wie oft das 41-jährige Opfer getroffen wurde, lässt die Polizei vorerst offen. Sie sprach von einem Schuss in den Kopf, mindestens ein weiterer traf den Oberkörper. Aus dem Umfeld des Mannes war dagegen von einem Halsdurchschuss die Rede. Ohrenzeugen des Vorfalls hatten gegenüber unserer Zeitung von drei oder vier Schüssen gesprochen. "Wir haben Projektile sicherstellen können", sagte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer gestern. "Sie werden beim Landeskriminalamt untersucht, ob sie aus einer bereits erfassten Waffe stammen. Nach jetzigem Stand handelt es sich bei der Tatwaffe um eine Pistole oder einen Revolver."

Der Ingolstädter mit griechischen Wurzeln war am Sonntag gegen 22 Uhr in einer Tiefgarage an der Hindemithstraße von zwei Unbekannten überrascht worden - "vieles spricht dafür, dass die Männer ihm gezielt auflauerten", sagte Kammerer. Beide seien mit einer Art Sturmhaube maskiert gewesen, wobei die Personenbeschreibungen bislang noch vage sind. "Das Opfer war zu einer kurzen Vernehmung fähig, hat aber nicht viel zu den Tätern sagen können. Sie sollen dunkel gekleidet gewesen sein und russisch gesprochen haben."

Einer der Angreifer hatte sich in der Tiefgarage hinter dem Wagen der Frau des 41-Jährigen versteckt. Der Grieche bemerkte ihn, stieg aus seinem BMW aus und fragte, was er da tue. Der Maskierte soll ihn sofort angegriffen haben, dann war auch schon sein Komplize zur Stelle und schoss. Der Überfallene konnte sich trotz seiner schweren Verletzungen in Sicherheit bringen und gut 100 Meter weit zu seiner Wohnung schleppen. Entgegen ersten Behördenangaben vom Montag informierte er nicht selber die Polizei - es war seine Frau, die den Rettungsdienst rief, in dessen "Schlepptau" auch gleich die Polizei anrückte.

Eine groß angelegte Fahndung im Umfeld der Hindemithstraße unweit des Audi-Geländes brachte nichts ein, die zwei Täter blieben verschwunden. "Wir hoffen weiter auf Zeugenangaben", sagte Polizeisprecher Kammerer gestern. "Außerdem führen wir gerade Anwohnerbefragungen rund um die Tiefgarage durch, um auszuschließen, dass uns wichtige Informationen verloren gehen." Die beiden sichergestellten Autos des Opfers und seiner Frau befänden sich bei der kriminaltechnischen Untersuchung, "das ganz große Programm".

Werden sich Fingerabdrücke oder - noch besser - DNA-Spuren finden? Die Polizei hofft darauf und hat eine eigene Ermittlungsgruppe "Tiefgarage" gegründet, die sich ausschließlich mit diesem Verbrechen befasst. Ein Raubdelikt scheidet aus, denn die Angreifer nahmen ihrem Opfer weder das Mobiltelefon noch das Bargeld ab, das sich in seinem BMW befand - beides wäre leichte Beute gewesen. Worum geht es also? Der Ingolstädter konnte der Kriminalpolizei gestern während seiner kurzen Anhörung keine Hinweise geben oder gar einen Verdacht äußern. Möglicherweise kommt von seiner Seite mehr, wenn er sich erholt hat.

Der dreifache Vater wird von anderen als sehr freundlicher und umgänglicher Mensch beschrieben. Er ist gemeinsam mit seiner Frau in der Gastronomie tätig und hat dem Vernehmen nach viel mit russisch-stämmigen Gästen zu tun. Erst vor etwa 14 Tagen war versucht worden, an seinem Arbeitsplatz einzubrechen. Ob ein Zusammenhang mit der jüngsten Attacke besteht, ist bislang offen. Der 41-Jährige ist zudem auf 450-Euro-Basis bei einer Ingolstädter Firma für Gebäudemanagement tätig - "er ist ein sehr zuverlässiger Mann", wie es dort gestern hieß.