Ingolstadt
Mit vereinten Kräften für den Nationalpark

Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und NaturFreunde fordern raschen Dialog

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Zusammen für den Nationalpark: Christine Eben, stellvertretende Landesvorsitzende der NaturFreunde, Norbert Schäffer, LBV-Landesvorsitzender, und sein Amtskollege vom BN, Hubert Weiger. - Foto: Belzer

Ingolstadt (DK) Die Diskussion um einen dritten Nationalpark beschäftigt den Freistaat schon eine ganze Weile - zu lange, kritisieren nun Bayerns Naturschützer und fordern einen konkreten Dialog. Die Gegner haben sich bereits frühzeitig und lautstark in Stellung gebracht, nun kontern die Naturverbände.

Die Bevölkerung ist mehrheitlich für einen dritten bayerischen Nationalpark - davon sind die Naturschützer im Freistaat felsenfest überzeugt. "Wir stellen uns jeder Abstimmung", sagt zum Beispiel Hubert Weiger selbstbewusst. Der Landesvorsitzende beim Bund Naturschutz berichtet von Umfragen, in denen immer an erster Stelle die Natur genannt wird, wenn nach den Vorzügen Bayerns gefragt wird. "Da sagt keiner, dass er die Autobahnen oder den Flughafen in Erding so toll findet."

An den designierten Ministerpräsidenten Markus Söder appelliert Weiger eindringlich: "Er soll nicht seinen Amtsantritt damit beginnen, den Kabinettsbeschluss für einen Nationalpark einzukassieren." Die Politik lebe von Glaubwürdigkeit, sagt Weiger. "Die Aussage war, es soll gegen die Mehrheit der Bevölkerung keinen Nationalpark geben. Aber diese Mehrheit gibt es nicht." Die Entscheidung solle nicht auf die lange Bank geschoben, sondern beschleunigt werden. Auch Söders Vorgänger, die Ministerpräsidenten Alfons Goppel und Edmund Stoiber, hätten die Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgadener Land gegen große Widerstände durchgesetzt. "Und jetzt sind alle froh, dass sie da sind." Zuletzt hatte Söder angekündigt, dass bis zum Sommer Klarheit herrschen solle.
 


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Es sei auch falsch, die Idee eines Nationalparks gegen mehr Naturschutz in der Fläche auszuspielen, sagt der BN-Landesvorsitzende. Die Landtagsfraktion der Freien Wähler (FW) hat dies kürzlich gefordert. Bei dieser Gelegenheit hat FW-Chef Hubert Aiwanger auch die Qualität der Donauauen als Nationalpark infrage gestellt. Damit steht der Niederbayer jedoch ziemlich alleine da. An der ökologischen Eignung zweifelt im Grunde niemand - nicht das Umweltministerium, nicht Ministerpräsident Horst Seehofer, der die Idee eines Nationalparks ins Spiel gebracht hat und als Unterstützer gilt, und die Naturschützer ebenso wenig. Dass das Gebiet keine runde, sondern mosaikartige Fläche ist, weil es sich entlang des Flusses erstreckt, liegt in der Natur der Sache. Die Naturschützer sehen sich bemüßigt, das noch einmal deutlich zu sagen.

Doch an der Eignung wird das Projekt sicher nicht scheitern, eher schon am mangelnden politischen Willen. Immer noch liegt keine endgültige Gebietskulisse vor, mit der man vor Ort in den Dialog mit der Bevölkerung treten könnte. Viele Fragen sind noch offen. "Das Stochern im Nebel muss beendet werden", fordert Weiger. Die Verbände betonen, dass "mögliche und vermutete Nutzungsbeeinträchtigungen mit Fakten und flächenbezogen diskutiert werden müssen, anstatt sie für allgemeine Stimmungsmache zu benutzen".

Schon vor Monaten forderten auch die Landkreischefs der Donau-Anrainer ein Projektbüro in der Region - der Einzige, der fehlte, war Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU). Der Kreisvorsitzende des LBV Ingolstadt bedauert das. "Leider hat unser OB es noch nicht verstanden, dass man mit einem Nationalpark auch werben kann", sagt Rudi Wittmann. "Das wäre ein Upgrade und ein enormer Standortfaktor." Er selbst spürt eine unglaubliche Zustimmung in der Bevölkerung. Einen ähnlichen Zuspruch erlebt auch sein Amtskollege vom BN aus Neuburg, Günter Krell.

"Die Zeit ist reif", findet Norbert Schäffer. Der Landesvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) hält einen Nationalpark für ein "schönes und würdiges Geschenk an die Bürger anlässlich des 100. Geburtstags des Freistaats".