Ingolstadt
Eine Zukunft für den kleinen Taim

Syrisches Kind mit Down-Syndrom: Ingolstädterin holt Buben zur Behandlung nach Deutschland

16.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Wieder in die Arme schließen konnte Iyad Salaymeh seine drei Söhne und seine Ehefrau nach deren Ankunft in Deutschland. Rechts der kleine Taim. - Foto: privat

Ingolstadt/Berlin (DK) Fast ein Jahr lang hat die Ingolstädterin Caroline Klapper um ein besseres Leben für einen kranken syrischen Buben gekämpft. Jetzt hat sie es geschafft: Am späten Mittwochabend ist der dreijährige Taim mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern in Berlin gelandet.

Taim hat das Down-Syndrom mit angeborenem Herzfehler und Lungenhochdruck. Der kleine Bub ist dringend auf Medikamente und Behandlungen angewiesen, doch er lebte in der syrischen Stadt Homs, die in weiten Teilen zerstört ist. Dort an Medikamente und eine medizinische Versorgung für den Buben zu kommen ist nicht einfach, das ist Caroline Klapper klar. Ihre eigene Tochter Marie hat ebenfalls das Down-Syndrom, und die Mutter weiß, wie lebensnotwendig Impfungen und Medikamente gerade für diese Kinder sein können.

Taims Vater lernte Caroline Klapper im Internet kennen. Iyad Salaymeh war als Flüchtling nach Deutschland gekommen, um seine Familie mit seinem kranken Sohn nachholen zu können. Doch das gestaltete sich als nicht so einfach. Im Internet wandte sich der verzweifelte Vater schließlich an eine Gruppe mit Eltern von Kindern mit Down-Syndrom, da es seinem kleinen Taim sehr schlecht ging. Dort las Caroline Klapper aus Ingolstadt seinen Hilferuf - und beschloss, sich für Taim einzusetzen. "Das betrifft uns doch, wir kennen ja die Lage", sagte sie. Auch ihre Tochter hatte einen Herzfehler, der mittlerweile korrigiert ist. Im Internet fand Caroline Klapper viele Unterstützer, die sich mit Briefen unter anderem ans Auswärtige Amt und an die Botschaft in Beirut wandten. Die Gruppe organisierte und finanzierte Medikamente und sorgte dafür, dass Taim die notwendigen Impfungen bekam. "Sein Zustand ist deshalb gerade relativ stabil", weiß Caroline Klapper. Die Ingolstädterin startete zudem eine Online-Petition mit inzwischen über 66 000 Unterschriften. An nur einem Wochenende kamen fast 8000 Euro an Spenden zusammen, als Caroline Klapper einen Aufruf startete, dass die Flüge der Familie bezahlt werden müssen. "Die Hilfsbereitschaft war enorm", zeigt sich die Ingolstädterin begeistert und zugleich gerührt.

Nach langem Kampf bekam die Familie von Iyad Salaymeh, der in Salzgitter in Niedersachsen lebt, ein Visum, und die Unterstützer in Deutschland buchten die Flüge. Gegen Mitternacht schloss der glückliche Vater seine Frau und seine drei Söhne, unter ihnen der kleine Taim, in die Arme.

"Es war so eine große Verantwortung, ich habe mich so oft gefragt, was ist, wenn ich scheitere", erzählt Caroline Klapper. "Aber es hat sich gelohnt!" Und etwas wehmütig fügt sie hinzu: "Ich wäre so gerne dabei gewesen." Doch ein Ausflug nach Berlin ist für die berufstätige Mutter unter der Woche schwierig. Sehen wird sie Taim trotzdem: Die Helfer, die sich bislang nur aus dem Internet und vom Telefon kennen, planen für Ostern schon ein Treffen in Salzgitter, um sich gegenseitig - und natürlich auch den kleinen Taim und seine Familie - kennenzulernen.