Ingolstadt
Bulling-Schröter: Linke in Luxusautos kein Problem

17.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr
Eva Bulling-Schröter, Ingolstädter Bundestagsabgeordnete der Linke. −Foto: oh

Ingolstadt (DK) Um streitlustige Beiträge zu Diskussionen rund um die Abgründe des Kapitalismus war sie noch nie verlegen; Diskurse über die gesellschaftliche Relevanz oberklassetypischer Automarken gehörten bisher vermutlich nicht unbedingt dazu.

Wenn Eva Bulling-Schröter, Ingolstädter Bundestagsabgeordnete der Linke, dieser Tage in ihrem angejahrten Audi A2 zum Einkaufen fährt, wird sie munter auf den Eigentümer eines gebrauchten Porsche 911 angesprochen: Klaus Ernst, Bundesvorsitzender der Linkspartei, der es jüngst gleich mehrgleisig zu republikweiter Beachtung gebracht hat: als Empfänger dreier Gehälter, als mutmaßlicher Mitwisser von möglichen Manipulationen an Mitgliederzahlen und als Anhänger flotter Sportwagen aus Zuffenhausen – eine stattliche Problemdichte für alle der Materialismuskritik zugeneigten Sozialisten. Aber Bulling-Schröter, die heuer nach heftigem Streit um die Personalie Ernst ihr Amt als bayerische Parteichefin niedergelegt hat, geht selbstbewusst in die Defensive: "Das Thema ist ein Sommerlochfüller", klagte sie gestern. "Ich merke richtig die Freude der Medien."
 
Allerdings auch den Ärger jener Bürger, mit denen sie etwa im Supermarkt über den besserverdienenden Porschefahrer Ernst diskutieren muss. "Wenn jemand Hartz IV oder 750 Euro Rente bekommt, kann ich diese Wut natürlich verstehen", sagte die 54-jährige Bundestagsabgeordnete, eine gelernte Betriebsschlosserin. "Aber wir müssen diese Wut in eine andere Richtung lenken und auch fragen, was etwa ein Josef Ackermann verdient." Immerhin werde der Schutzschirm für die Banken von Steuerzahlern finanziert.
 

Den Vorwurf, Ernst habe mit Daten getrickst, um das Heer der ihm gewogenen Delegierten zu vergrößern, findet Bulling-Schröter "einfach hanebüchen". Alles sei nur eine von parteiinternem Zank motivierte und dem bayerischen Linken-Schatzmeister Ulrich Voß angetriebene "Rufmordkampagne gegen Ernst". Bulling-Schröter: "Da ist nichts dran, und das wird sich auch bald aufklären."

Linke in Luxusautos hält sie übrigens für legitim. Zudem sei Ernsts 911er gut zehn Jahre alt. "Wenn ich mir für 37 000 Euro ein Elektroauto kaufen würde, täte das keiner kritisieren." Und Klaus Ernst, fügt sie solidarisch an, "liebt halt Porsches".

Schatzmeister Voß hat derweil Rücktrittsforderungen zurückgewiesen: "Ich sehe keinen Grund zurückzutreten", sagte er. "Dann hätte ich mich erst gar nicht wählen lassen müssen."