Ingolstadt
Die Jugend im Fokus der Kirche

Bischöfe bereiten in Ingolstadt die Synode im Herbst und die internationale Ministrantenwallfahrt vor

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Vorfreude auf die Romwallfahrt der Ministranten im Juli: Passaus Bischof Stefan Oster, zugleich Vorsitzender der Jugendkommission, sowie die beiden Eichstätter Jonas Ferstl und Johanna Funk. Alle drei machten den Gemeinschaftsgeist der Wallfahrt deutlich; mit dem könne auch der Glaube gestärkt werden. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Gleich zweimal trat Jugendbischof Stefan Oster gestern während der Bischofskonferenz in Ingolstadt vor die Medien: Dabei lobte er die Ministranten als "großes Pfund in der Jugendarbeit". Zudem wünschte er sich neue Impulse von der im Herbst stattfindenden Jugendsynode im Vatikan.

Es ist selten, wenn ein fast 18-Jähriger vor zahlreichen Medienvertretern steht und klar über ein Thema spricht, für das ihn andere vielleicht belächeln: Jonas Ferstl aus Preith (Kreis Eichstätt) erklärte gestern bei einer Pressekonferenz während der Tagung der Bischöfe in Ingolstadt zielsicher, warum er für seinen Glauben einsteht. "Ich spiele auch Fußball, aber dieser Fußball hilft mir nicht bei einem Todesfall in der Familie." Das saß. Der Passauer Bischof Stefan Oster, der Vorsitzender der Jugendkommission der Oberhirten ist, nickte begeistert. Ferstl, selbst aktiver Ministrant in seiner Heimatgemeinde auf dem Jura, warb zusammen mit Oster und der 14-jährigen Johanna Funk aus Landershofen (Kreis Eichstätt) für die Internationale Ministrantenwallfahrt Ende Juli nach Rom. Der Passauer Bischof wiederum, der dem Orden der Salesianer Don Boscos angehört und damit von seinen geistlichen Wurzeln her aus der Jugendarbeit kommt, machte sich für eine aktive Beteiligung der Jugendlichen an den Themen der Bischofssynode im Herbst stark.

Diese Zusammenkunft im Vatikan, zu der neben Oster aus Deutschland die Bischöfe Felix Genn (Münster) und Johannes Wübbe (Osnabrück) reisen werden, steht auf Wunsch von Papst Franziskus unter dem Motto "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung". Er freue sich darauf, hinzuhören, was junge Menschen heute zu sagen hätten, sagte Oster: "Wir sind nicht die, die schon immer alles wissen, wie Jugendliche ticken." Außerdem seien Impulse für die Jugend- und Berufungspastoral in Deutschland zu erwarten. Schon im März gibt es eine "Vorsynode" in Rom, an der rund 300 Delegierte aus der ganzen Welt teilnehmen - alles Jugendliche. Aus Deutschland reisen Thomas Andonie (Regensburg), Bundesvorsitzender des BDKJ und Magdalena Hartmann (Rottenburg-Oberndorf) dorthin. Für alle, die nicht teilnehmen, gibt es eine Facebook-Gruppe: Dort können Fragen gestellt werden. "Das ist eine großartige Chance", freute sich Oster und ermutigte alle, sich zu beteiligen. Man wolle nah bei den Menschen sein, erklärte Oster. Die Synode könnte für diese Lebensnähe ein neuer Anstoß sein. Junge Menschen könnten sich in viele Bereiche der Jugendarbeit einbringen. Dazu brauche es Ermutigungen.

Die gewinnen offenbar viele Jugendliche, die sich als Ministrantinnen und Ministranten engagieren in der Gemeinschaft. Johanna Funk drückte es so aus: "Diese Gemeinschaft gefällt mir besonders gut." Und darauf freue sie sich auch in Rom, wenn sie im Sommer zur Internationalen Ministrantenwallfahrt aufbricht. "Ich finde es schön, wenn man spürt, dass auch anderen Jugendlichen der Glaube wichtig ist." Dieses Gefühl sei unbeschreiblich, sagte Jonas Ferstl, der schon zweimal an einer solchen Mini-Wallfahrt in die Ewige Stadt teilgenommen hat. Zu der erwarten die Organisatoren mehr als 60 000 Ministrantinnen und Ministranten aus mehr aus 16 Ländern - sogar aus Antigua und Barbuda in der Karibik. Da könne dieses Gemeinschaftsgefühl noch einmal anders nachwirken, sagten Oster, Funk und Ferstl übereinstimmend.

Mit dazu beitragen sollen nicht nur Gottesdienste und liturgische Feiern. Vielmehr hat man sich auch verschiedene "Gimmicks" überlegt, die den Jugendlichen dann zum Tauschen dienen sollen. Es gibt Pilgerschals in unterschiedlichen Farben mit dem Logo der Wallfahrt sowie dem auf Englisch formulierten Motto aus einem Psalm "Seek peace and pursue it (Suche Frieden und jage ihm nach)". Ein Armband mit abnehmbaren Pins soll die Jugendlichen untereinander ins Gespräch bringen, hofft Oster: Auf dem Bandl finden Papstwappen, das Logo des Ministrantenverbandes, das Wallfahrtslogo sowie Länderflagge und Bistumslogo Platz. Und tauschen kann man eben nicht nur bei Messen, sondern vielleicht auch bei einem Eis auf der Spanischen Treppe oder der Piazza Navona: Rom wird Ende Juli bevölkert sein von jungen Leuten, die ihren Glauben nach außen tragen wollen.

Sie können sich im Vorfeld übrigens auch selber einbringen und persönliche Statements zu Glaube und Frieden auf einem Youtube-Kanal (yt.gorome.de) veröffentlichen. Eine eigene App mit einem Adventure-Game soll zusätzlichen Anreiz schaffen. Diese Form der Digitalisierung soll allerdings nicht heißen: "Wir verziehen uns ins Handy", sondern soll Begegnung und Miteinander hervorrufen, betont Alexander Bothe von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz. Eines ist den Bischöfen dabei wichtig: Die Wallfahrt solle "ein Zeichen für die Jugend setzen: jung, bunt und mit einer Botschaft des Friedens über alle Grenzen hinweg".

Die Bischofssynode

Die Bischofssynode berät Papst Franziskus in wichtigen Fragen der Kirche. An der Synode nehmen Bischöfe teil, die von den nationalen beziehungsweise regionalen Bischofskonferenzen gewählt werden. Vom 3. bis zum 28. Oktober hat der Papst die Versammlung zum Thema Jugend einberufen. Dazu war im Vorfeld ein Fragebogen an die Jugendlichen verschickt worden. Insgesamt haben nach aktuellem Stand rund 240 000 Jugendliche weltweit teilgenommen, mehr als 100 000 haben den Fragebogen komplett ausgefüllt. Die letzte Bischofssynode tagte 2015 zum Thema Ehe und Familie. DK