Herrsching
Der Mann nach Sonnleitner

In Herrsching wählen die bayerischen Bauern Walter Heidl zu ihrem neuen Verbandspräsidenten

03.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:32 Uhr
Zeigt sich zupackend: Walter Heidl. der neue Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). −Foto: dapd

Herrsching (DK) Walter Heidl ist der neue Präsident des Bayerischen Bauernverbandes. Die Verbandsdelegierten wählten den Niederbayern gestern in Herrsching mit großer Mehrheit. Heidl ist damit Nachfolger von Gerd Sonnleitner, der nach 21 Jahren an der Verbandsspitze nicht mehr antrat.

Vielleicht hat ihm der Biber diesmal ausnahmsweise mal geholfen. Heidl war zuletzt Umweltpräsident im Bauernverband und musste sich mit den Naturschützern auseinandersetzen. Das Verhältnis beider Seiten ist nicht immer ganz einfach – vorsichtig ausgedrückt. Zuletzt war der Biber einer der Hauptstreitpunkte.

Der Nager verursacht Schäden im Wald und auf den Feldern. Die Bauern wollen gerne robuster dagegen vorgehen. Die Naturschützer wehren sich dagegen. Heidl behauptet sich aber ziemlich gut. „Der war permanent zugegen im Umweltministerium“, sagt ein Bauer aus dem Landkreis Ansbach. Die Staatsregierung erlaubt nun in bestimmten Gebieten, den Biber zu jagen. Das werten die Landwirte vor allem als Erfolg Heidls. Und es ist wohl einer der Gründe, warum die Wahl eindeutig war. 112 von 120 Delegierten stimmten für Heidl, der ohne Gegenkandidaten antrat. Zum Stellvertreter wurde der Mittelfranke Günther Felßner gewählt.

Der einzige Grund ist es freilich nicht. Walter Heidl hat Erfahrung im Verband. Seit zehn Jahren ist er Bezirkschef in Niederbayern. Er gilt als hervorragender Fachmann und geschickter Verhandler. Für einen Funktionär und Lobbyisten die wichtigsten Eigenschaften überhaupt. Der übermächtige Vorgänger Sonnleitner, noch immer gesamtdeutscher Bauernpräsident und Chef des europäischen Agrarverbandes, gilt dafür als Musterbeispiel.

Mit Sonnleitner ist Heidl nach eigener Aussage „persönlich gut befreundet“. Dass er ein Ziehsohn des bayerischen und deutschen Überbauern ist, bestreitet er aber. Im Auftreten deuten sich schon Unterschiede an. Sonnleitner galt zwar als durchsetzungsstark, aber er wirkte dabei oft laut und polternd. Heidl will anders rüberkommen. Sachlich, das Argument betonend. Er sagt: „Ich bin dafür bekannt, dass ich manchmal gnadenlos ins Detail gehe.“

Im Unterschied zu seinem Vorgänger kann sich Heidl auch auf die Arbeit im bayerischen Verband konzentrieren. Viele Landwirte sehen das als Vorteil. Sonnleitner musste in seinen Funktionen auch die Interessen anderer Staaten und Bundesländer achten. Heidl kann sich auf die kleinbäuerlichen, bayerischen Strukturen konzentrieren. Bayern pur sozusagen.

Die Liste der Herausforderungen ist lang. Die Verhandlungen über die EU-Agrarpolitik laufen. Der zuständige EU-Kommissar Dacian Ciolos will die Landwirtschaft „grüner“ machen, die Anforderungen an Naturschutz ausweiten. So sollen auch bayerische Kleinbauern künftig sieben Prozent ihrer Flächen nicht mehr bewirtschaften. Dagegen will der neue Bauernpräsident seine Landwirte verteidigen. Auch gegen den „Flächenfraß“ will er vorgehen – die um sich greifende Bebauung einstmals landwirtschaftlich genutzter Flächen. Er wolle Einfluss auf Infrastrukturvorhaben der Politik nehmen, sagt Heidl. Und dann ist da die Energiewende. Bei der Umstellung auf erneuerbare Energien sind die Bauern als Stromproduzenten gefragter denn je.

Bei der Palette an Herausforderungen ist allerdings eines klar: Seinen Job als Umweltpräsident im Bauernverband wird Heidl demnächst abgeben. Um den Biber müssen sich dann andere kümmern.