Geisenfeld
Wenn Kakteen einen Sonnenbrand bekommen

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Sammler und stachelige Gesellen: Herfried Hesse aus Geisenfeld steht samstags auch auf dem Markt in Ingolstadt. Manche seiner Kakteen haben einen leichten Sonnenbrand bekommen - Fotos: Fehr

Geisenfeld/Ingolstadt (DK) Diesen Sommer werden Gärtner und Terrassenfreunde nicht so schnell vergessen: Es war nie genug. Wasser literweise ins Grüne geschleppt, bis irgendwann entweder das schlechte Gewissen nagte oder gar ein Wasseranbieter den Hahn zudrehte.

Nun ist die Hitze erneut da. Alles wieder auf „Wasser marsch“. Herfried Hesse hat damit wenig zu tun. Seine Schützlinge sind hitzeresistent und genügsam und schauen auch bei mehr als 40 Grad recht grün und gesund aus. Die idealen Pflanzen für überraschend heiße Sommer.

Herfried Hesse ist Kakteensammler, das Gewächshaus im Garten der Familie in Geisenfeld (Kreis Pfaffenhofen) ist voll mit den stacheligen Pflanzen in sämtlichen Größen und Formen. Wie viele es genau sind, weiß der 68-Jährige nicht genau. Mehr als 500 allemal. „Da hätte ich viel zu tun, wenn ich die wegen der Hitze nun noch extra gießen müsste“, sagt er und gibt Entwarnung. Den Kakteen kann es nicht zu warm werden, das ist die gute Nachricht. Aber: Bei der intensiven Sonneneinstrahlung können sie einen Sonnenbrand bekommen. Einige der stacheligen Gesellen hat es auch tatsächlich erwischt. Leicht braun und etwas runzlig sehen sie aus. Sie werden sich jedoch auch wieder erholen, sagt Hesse.

Von ungefähr kommt das Faible für Pflanzen nicht, Hesse hat zeitlebens mit Grünzeug zu tun. Als Techniker und Amtsdirektor ist er im Hopfenforschungszentrum Hüll in Wolnzach den Viren zu Leibe gerückt. Die Kakteen zieht er deswegen selbstverständlich selbst. Teils aus Ablegern oder aus Samen. Geduld braucht man dazu, sagt der, dessen Lieblingskakteen die Echinopsis ist, ein Kaktus mit trichter- bis glockenförmiger Blüte. Manche der Exemplare sind schon weit über 30 Jahre alt, begonnen hat alles vor etwa 40 Jahren mit einer Tiger-Aloe. Längst lässt er auch andere an seinem Hobby teilhaben. Seine Frau Maria etwa, die vorgibt, sich nicht allzu sehr mit den Pflanzen auszukennen, aber dennoch als Expertin gelten kann. Oder Gleichgesinnten. Samstags steht Hesse mit Tisch und Sonnenschirm auf dem Markt in Ingolstadt und sonntags auf dem Flohmarkt in Schweitenkirchen.

Die Kakteen und ihre Bedürfnisse kommen dem vielseitig talentierten Mann gerade recht. Sie lassen auch Zeit für andere Interessen. „Das A und O ist die absolute Winterruhe“, sagt er. Von November bis März bekommen die stacheligen Gesellen keinen Tropfen Wasser. Das Gewächshaus wird geschlossen. Ein saisonales Hobby sozusagen. In den Ruhemodus geht Herfried Hesse hingegen nicht. Dann werkelt er, wie die ganze Familie, im Keller. „Wir sind alle Holzwürmer“, sagt er.

Und dann fällt ihm doch noch eine Gefahr für die doch unkomplizierten Kakteen ein. Nachbarn oder Freunde, die es beim Gießdienst in Ferienzeiten allzu gut mit dem Kaktus meinen, obwohl Wasser nur in homöopathischen Dosen gebraucht wird. „Das soll ja keine Sumpfpflanze werden“, sagt Hesse und lacht. Auch nicht in Sommern wie diesen.