Fürstenfeldbruck
Etwa 120 Frauen Opfer von falschem Arzt

18.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:33 Uhr

Fürstenfeldbruck/Würzburg (DK) Ein 28-Jähriger soll in bislang etwas 120 Fällen potentielle Opfer auf der Suche nach einem Nebenjob über eine Online-Plattform kontaktiert haben. Dabei gab er sich laut Polizei als Arzt aus und versprach ihnen eine finanzielle Vergütung, wenn sie sich im Rahmen seiner Forschung Stromschlägen unterziehen. Nun ermittelt die Polizei wegen versuchten Mordes.

Ausgehend von der Anzeige einer 16-jährigen Schülerin aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck, die im Januar Opfer von lebensbedrohlichen Stromschlägen wurde, bildete die Kripo Fürstenfeldbruck in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft München II eine Ermittlungsgruppe (EG Strom).

Ein 28-Jähriger steht im Verdacht, seit 2014 bundesweit in bislang etwa 120 Fällen potentielle Opfer, die über eine Online-Plattform ein Inserat auf der Suche nach einem Nebenjob aufgegeben hatten, per E-Mail angeschrieben zu haben. Er gab sich gegenüber den fast ausschließlich jungen Frauen als Arzt einer bekannten Universität aus und stellte finanzielle Vergütungen in Aussicht, falls sie im Rahmen einer angeblichen medizinischen Forschung an einem Experiment durch Stromstöße teilnehmen würden, so die Polizei weiter. Die Teilnehmerinnen wies der Täter via Internet an, Apparaturen zusammenzustellen und sich mittels dieser selbst Stromstöße zu versetzen. 

Trotz der Verschleierungstechniken des falschen Arztes gelang es den Ermittlern, dessen Identität zu klären. Bereits am 14. Februar wurde der 28-jährige tatverdächtige IT-Fachmann an seinem Wohnsitz im Landkreis Würzburg festgenommen. Die Beamten überraschten ihn, als er gerade dabei war, Kontakt mit einem neuen Opfer zu knüpfen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München II erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Der Beschuldigte befindet sich in Untersuchungshaft.

Bei der Auswertung der sichergestellten Datenträger fanden sich über 200 Videoaufzeichnungen, die der Festgenommene von seinen „Probanden“ gefertigt hatte. Die Identifizierung und Vernehmung der mutmaßlichen Geschädigten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Der bislang noch nicht polizeilich in Erscheinung getretene Mann legte mittlerweile ein Teilgeständnis ab. Die Hintergründe der Taten bedürfen noch der weiteren Abklärung.