Erlangen
"Ist die Technik bezahlbar"

27.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

Erlangen (DK) Oliver Schöffski leitet den Lehrstuhl für Gesundheitsmanagment der Universität Erlangen-Nürnberg. Er untersucht, ob sich neue medizinische Technologien rechnen. Der Professor ist einer der Redner auf dem Ingolstädter Kongress zur Telemedizin.

Jessica Roch sprach mit ihm.

 

Herr Schöffski, lohnt es sich, Geld in eine Technologie wie die Telemedizin zu investieren?

Oliver Schöffski: Bevor man das tut, gibt es zwei Fragen, die auftauchen. Erstens: Verbessert die Technologie die medizinische Versorgung? Und zweitens: Ist die Technik denn überhaupt bezahlbar?

 

Hat man rechtzeitig überprüft, ob sich die Telemedizin rechnet?

Schöffski: Nein, das ist zum Teil nicht umfassend und zu spät erfolgt. Auf jeden Fall muss das ein begleitender Prozess sein – man sollte nicht erst Millionen in die Entwicklung investieren, um dann festzustellen: Es ist keiner da, der all das finanziert.

 

Wenn die Untersuchung ergibt, dass die Telemedizin Geld spart, worauf muss man dann noch achten?

Schöffski: Man braucht einen Kostenträger; jemand, der für die Technologie bezahlt. Im Bereich der Medizintechnik haben wir da häufig noch Probleme: Etwa, wenn es keine Abrechnungsziffern gibt und niemand weiß: Muss die Krankenkasse zahlen?

 

Sind alle Probleme gelöst, wenn ein Kostenträger gefunden ist?

Schöffski: Nein, dann ist da noch die Sache mit dem Datenschutz. Bei der Telemedizin werden Daten übermittelt und teilweise gespeichert. Wo liegen die Daten? Wer hat Zugriff darauf? In Deutschland ist man bei dem Thema besonders sensibel.

 

Ist es schwierig, für eine neue Technologie Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen?

Schöffski: Ja, denn neben der Datenproblematik geht es auch um die Bedienung. Meist dient die neue Technik chronisch kranken Menschen, oft sind das Ältere. Die müssen die Geräte anwenden können und dürfen das nicht vergessen – sonst rentiert es sich nicht. Aber auch Pfleger und Ärzte müssen geschult werden, um mit den Geräten umgehen zu können. Deshalb sind Marketing und Schulungsangebote besonders wichtig für die Telemedizin.