Erlangen
Insekten-Drama in Erlangen

28.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Rund 12 000 Straßenlaternen leuchten in Erlangen und werden nachts von vielen Insekten umschwirrt. - Foto: Pelke

Erlangen (DK) Die Grünen haben der „Lichtverschmutzung“ in Erlangen den Kampf angesagt. Der Grund: Mücken würden teilweise „bis zur totalen Erschöpfung“ von der nächtlichen Straßenbeleuchtung angezogen.

Diesem Insekten-Drama will die Partei nun mit einem Stadtratsantrag entgegentreten. Rund 12 000 Straßenleuchten gibt es in Erlangen. Die Stadtratsfraktion der Grünen will nun erreichen, dass die Laternen in der Nacht teilweise ausgeschaltet werden. Damit will die Ökopartei nicht nur Energie sparen. Sie denkt auch voller Tierliebe an die Insekten, die von dem künstlichen Licht in den Wahnsinn getrieben werden. Denn die Plagegeister würden teilweise „bis zur totalen Erschöpfung“ von der Straßenbeleuchtung angezogen, schreiben die Grünen in ihrem Antrag. Dieser offensichtlichen Tierquälerei will man jetzt mit ganz konkreten Vorschlägen endgültig einen Riegel vorschieben.

Die Grünen denken dabei nicht an Mückenspray oder Moskitonetze. Vielmehr soll die Stadtverwaltung nach ihrem Willen ein Konzept zu „einer konsequenten Verringerung der Beleuchtung im Stadtgebiet“ erstellen. Dabei soll überprüft werden, wo in der Stadt die Straßenbeleuchtung „ganz oder zeitweise abgeschaltet“ oder „wenigstens reduziert“ werden kann. Schließlich würden die Insekten in der Nacht gezielt auf Lampen zusteuern und diese dann bis zur Verausgabung umkreisen. Oftmals landen die Tierchen beim Umrunden der Straßenlaternen auch in einem der Spinnennetze, das die Achtbeinigen eben zu diesem Zwecke gesponnen haben. Besonders perfide Fallen sind übrigens undichte Lampengehäuse. Geraten die Mücken in das Lampeninnere, verbrennen sie sich die Flügel und sterben irgendwann den Hitzetod.

Nicht nur deshalb hat der Antrag der Erlanger Grünen zur „Reduzierung der Lichtverschmutzung“ einen genauso ernsten wie wissenschaftlichen Hintergrund. Der Bund Naturschutz schätzt, dass die Lichtverschmutzung allein in Deutschland jährlich um bis zu sechs Prozent zunimmt. Die künstliche Beleuchtung des Nachthimmels ist für viele Tiere ein ernstes Problem.

Nachtfalter benötigen beispielsweise nicht mehr Licht als die geringe Helligkeit des Mondes für die Futtersuche. Auch die Wahl der Partnerin klappt beim Falter im romantischen Mondschein besser. Die innere Uhr des Menschen leidet ebenfalls unter der künstlichen Helligkeit in der Nacht und verhindert die ausreichende Produktion des „Schlafhormons“ Melatonin.

Deshalb fordern die Grünen in Erlangen wohl mit Recht: „Dreht der Stadt die Lichter aus!“ Andreas Pfeil vom Amt für Straßenbeleuchtungsfragen bei der Stadt Erlangen kann die Sorgen der Ökopartei verstehen. In Zukunft will Pfeil verstärkt auf LED-Lampen setzen. Besonders in Wohngebieten könnten diese zum Einsatz kommen, ist sich der städtische Ingenieur sicher. Neben der besseren Effizienz hätten LED-Lampen einen weiteren Vorteil, den besonders mückengeplagte Großstadtmenschen zu schätzen wissen dürften: „Das Anlockverhalten gegenüber anderen Leuchten ist wesentlich geringer“, erklärt der Experte aus Erlangen und will damit sagen: LED-Leuchten helfen gegen Mücken.

Eine kleine Nachhilfestunde muss Pfeil allen Mückenfreunden allerdings in Sachen Straßenbeleuchtung geben. „Wir müssen so viel Licht auf die Straße bringen, wie uns die einschlägigen DIN-Normen zur Verkehrssicherungspflicht vorschreiben“, erinnert Pfeil an die rechtlichen Vorschriften zur Straßenbeleuchtung. „Wir können nicht einfach jede zweite Straßenlampe ausschalten.“