Erding
Ein Konservativer aus Überzeugung

Der langjährige Kultusminister Hans Zehetmair feiert an diesem Sonntag seinen 80. Geburtstag

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Erding (DK) Einer der großen bayerischen Politiker wird 80: Hans Zehetmair. Niemand war in Deutschland länger Kultusminister als er - 17 Jahre insgesamt. Der CSU-Politiker war eigentlich Lehrer am Domgymnasium in Freising. In die Politik kam er auf kommunaler Ebene. Er war Landrat in seiner Heimat, in Erding, als ihn der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß als Staatssekretär anfragte. Zehetmair ließ in dem Gespräch fallen, er würde sich auch mehr zutrauen. Und am 30. Oktober 1986, kurz nach seinem 50. Geburtstag, begann Hans Zehetmairs Dienstzeit als bayerischer Kultusminister. Von 1993 bis 1998 war er darüber hinaus stellvertretender Ministerpräsident.

Eine eher kurze Phase seiner langen politischen Karriere hebt Zehetmair heute bisweilen etwas hervor: die als Wissenschaftsminister, von 1998 bis 2003. Vorausgegangen war die Spaltung seines Ministeriums durch Edmund Stoiber. Der hatte ihm die Zuständigkeit für die Schulen genommen, womöglich, weil er schon damals die Pläne für das achtjährige Gymnasium im Hinterkopf hatte, er aber ahnte, das würde mit Zehetmair nicht zu machen sein.

Manche wären in diesem Moment gegangen. Zehetmair nicht: "Ich wollte das Beste daraus machen." Das sah dann so aus: Am Ende waren acht neue Fachhochschulen, auf ganz Bayern verteilt, gegründet. Und 2002 wurde die Pinakothek der Moderne in München eingeweiht.

Es gibt diesen Satz von König Ludwig I., dass Bayern zwar nie politisch die Nummer eins sein könne, kulturell aber schon. Zehetmair nahm das als Vision und setzte durch, dass eine dritte Pinakothek in räumlicher Nähe zu den beiden anderen entstand - obwohl an dem Standort eigentlich ein Universitätsprojekt geplant war. Als es immer noch Zweifler gab, kündigte er an, zehn Prozent der Bausumme über private Spender einzubringen - mehr als zehn Millionen Euro. Als er das geschafft hatte, gab es kein Zurück mehr. Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung wurde der zweimillionste Besucher willkommen geheißen.

Er musste sich einiges anhören. Die Opposition bezeichnete ihn als ewig Gestrigen, weil er sich für das duale Lernen starkmachte. "Vom lauten Geschrei nach Akademikern ist man jetzt umgeschwenkt auf den Schrei nach Fachkräften", stellt Zehetmair fest. "Ich habe immer gesagt: Man braucht beides."

Konservativ. Manche rümpfen die Nase, wenn sie dieses Wort hören. Hans Zehetmair nicht: "Ich lebe meine Werte. Ich bin überzeugt, dass nur die, die ein festes Fundament haben, in der Lage sind, nach vorn zu schauen und dazuzulernen." Er kann nichts Negatives daran erkennen, konservativ zu sein. "Wir sehen es doch gerade an der Sicherheitspolitik: Wenn etwas passiert ist, sind plötzlich alle - rechts wie links - wieder für mehr Strenge."

Als er Kultusminister war, lag Bayern auf Platz eins der Pisa-Studie. Heute nicht mehr. Sieht er einen Weg zurück? "Die Bildungspolitik muss wieder verlässlicher werden", findet er. "Es wird sich immer über den besten Weg streiten lassen, den als richtig erkannten sollte man gehen." Und wieder geht es um Werte. Schon in seiner Zeit als Kultusminister zitierte er gern den Artikel 131 der bayerischen Verfassung, der auch die Bildung "von Herz und Charakter" fordert. Auch jetzt: "Ich wünsche mir, dass man nicht nur ein Abi macht, sondern, dass wir ein Reifezeugnis ausstellen." Dazu gehöre "mehr als nur kognitives Wissen".

Zehetmairs politisches Wirken war immer auch ein Plädoyer für Erziehung. Man müsse Kindern Orientierung geben, Vorbild sein. Nicht einen Weg aufzwängen, aber ein Angebot machen, wie der Weg aussieht, den man gehen kann. Als seine ministerielle Laufbahn selbstgewählt zu Ende war, wirkte er weiter. Zehn Jahre als Vorsitzender der CSU-nahen Hanns-Seidl-Stiftung, über die er unter anderem für die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Russland über politische Schwankungen hinaus tätig ist. Auch als Ehrenvorsitzender des Katholischen Männervereins Tuntenhausen. Und als Vorsitzender des Rates der deutschen Rechtschreibung, seit 2004.

Noch sind nicht alle Aufgaben erledigt. Aber Hans Zehetmair wird ja jetzt auch erst 80.