Eichstätt
Schnelle Hilfe für die Flüchtlinge

In Eichstätt stellt die Kirche ein Gebäude zur Verfügung – auch in Roth und Augsburg geht es voran

26.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

Mitten in Eichstätt: Die Maria-Ward-Realschule wird zur Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (Mitte) machte sich am Freitag selbst ein Bild von der Unterkunft. - Foto: Schneider

Eichstätt/Roth/Augsburg (DK) Es tut sich was für Flüchtlinge: Die katholische Kirche stellt in Eichstätt ein Gebäude für eine Dependance der Münchner Bayernkaserne zur Verfügung. In der Rother Kaserne kommen bald die ersten Asylsuchenden an, und in Augsburg wird eine Erstaufnahmeeinrichtung am Flughafen gebaut.

Schon am 2. Oktober werden in Eichstätt laut dem oberbayerischen Regierungspräsidenten Christoph Hillenbrand die ersten Flüchtlinge einziehen. Zwischen 250 und 300 Asylsuchende sollen hier vorübergehend – in der Regel bleiben sie bis zu drei Monate – unterkommen. Die Dependance soll die überlastete Erstaufnahmeeinrichtung in der Münchner Bayernkaserne entlasten. Das Angebot des Bistums ist zunächst auf ein Jahr befristet. Wie Generalvikar Isidor Vollnhals am Rande eines Runden Tischs in Eichstätt am Freitag sagte, sei man aber bereit, das Gebäude auch darüber hinaus zur Verfügung zu stellen, wenn die Flüchtlingssituation weiterhin derart dramatisch sei. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) ist der katholischen Kirche dafür „unendlich dankbar“.

Noch im Juli hatte die Kirche zurückhaltend auf eine Initiative der Laienorganisation „Wir sind Kirche“ reagiert. Sie schlug vor, das Priesterseminar als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, da dort über 100 Zimmer freistehen müssten. Generalvikar Vollnhals widersprach und sagte, die Räume seien ausgebucht.

Nun sprach Bischof Gregor Maria Hanke von einer „humanitären Allianz“. Sein Vorschlag, das Maria-Ward-Gebäude zur Verfügung zu stellen, „hat mit dem Innersten unseres Glaubens zu tun“. Ob sein Engagement nun Schule mache in anderen deutschen Bistümern? Er könne sich nicht hinstellen und ein Rezept herausgeben, aber „ich hoffe, dass wir Tag für Tag wach gerüttelt werden“, sagte Hanke.

Das ist durchaus nötig, denn die Prognosen zeigen, dass der Flüchtlingsstrom nach Bayern weiter anhalten wird. Demnach muss Bayern in diesem Jahr rund 35 000 Flüchtlinge aufnehmen. Anfang des Jahres sei man noch von 21 000 ausgegangen. Regierungspräsident Hillenbrand erklärte, dass man allein am Wochenende zwischen 3. und 5. Oktober mit bis zu 400 neu ankommenden Flüchtlingen täglich rechne. Deswegen brauche man in Zukunft mehr Dependancen wie Eichstätt.

Schon in den nächsten Tagen werden auch Flüchtlinge in der Rother Kaserne erwartet. Rund 550 Asylsuchende sollen ab Anfang Oktober in ehemaligen Offiziersunterkünften eine erste Zuflucht finden, bevor sie auf Heime in ganz Deutschland verteilt werden. „Wir gehen davon aus, dass die Kaserne sehr zeitnah belegt wird. Ein genauer Zeitpunkt ist noch nicht klar“, sagt Ottilie Tubel-Wesemeyer nach einer Besprechung mit der Regierung von Mittelfranken. Tubel-Wesemeyer ist im Landratsamt Roth eigentlich zuständig für Soziales und Senioren, derzeit aber hauptsächlich mit Asylfragen beschäftigt. Denn in der Rother Kaserne soll ein Erstaufnahmelager entstehen, um das völlig überbelegte Lager in Zirndorf zu entlasten. Auch die Notunterkünfte in Festzelten, einem alten Möbelhaus in Fürth und einem Erlanger Freibad sollen entlastet werden.

„Die Belegung wird nur stufenweise – je nach Umsetzung der Bauarbeiten – erfolgen können. Ziel ist eine erste Teilbelegung in der 40. Kalenderwoche mit zirka 100 Personen“, teilt Ruth Kronau-Neef, Sprecherin der Regierung in Ansbach auf schriftliche Anfrage mit. „Es können nach dem Umbau dann dort bis zu 550 Asylbewerber untergebracht werden“, so Kronau-Neef weiter.

In Augsburg ist unterdessen die Standortentscheidung für eine weitere Erstaufnahmeeinrichtung gefallen. Sie wird am Flughafen gebaut. Dafür entschied sich am Donnerstag der Stadtrat in einer Grundsatzentscheidung. Die Einrichtung wird auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern zuzüglich einer Reserve von weiteren 10 000 Quadratmetern neu gebaut. Bis die ersten Flüchtlinge ankommen werden, dauert es noch: Erst in der zweiten Jahreshälfte 2015 wird das Gebäude bezugsfertig sein, erklärt Karl Michael Scheufele, Regierungspräsident von Schwaben. Mindestens 500 Flüchtlinge sollen dort ihre erste Anlaufstelle in Bayern haben. Wegen des Fluglärms sollen Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden, außerdem sind große Grünflächen wie Spielplätze geplant.