Eichstätt
"Ketzer" in früherer Kirche

07.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Eichstätt/München (DK) Seit Jahren schon sorgt Kirchenkritiker Wolfgang Sellinger in der Bischofsstadt Eichstätt mit provokanten Schildern („Ich denke, also bin ich kein Christ“) gehörig für Aufsehen. Seine Ausstellung „Konstruktive Kirchenkritik – gestern, heute, morgen“ in der ehemaligen Johanniskirche im Jahr 2013 hatte einen mittelprächtigen Skandal heraufbeschworen.

Nun hat Sellinger einen Teilerfolg vor dem Verwaltungsgericht München errungen.

Die Stadt Eichstätt als Eigentümerin der Johanniskirche wollte dem 66-Jährigen eine Neuauflage seiner Ausstellung untersagen. Eichstätt sei stark kirchlich geprägt und könne einen enormen Imageschaden erleiden, so die Argumentation. Nicht zu vergessen: rund 2000 Unterschriften empörter Bürger, die im Rathaus gelandet sind.

Das Verwaltungsgericht gab allerdings – teilweise – grünes Licht für eine weitere Ausstellung Sellingers („Lieber ein stadtbekannter Ketzer als ein unbekannter Katholik“): Die frühere Johanniskirche sei schließlich eine öffentliche Einrichtung. Jemanden davon auszuschließen, sei fast unmöglich. Daher solle schon mal ein Termin für Sellinger im nächsten Jahr freigehalten werden. Ein Urteil ist aber noch nicht gefallen: Die Stadt hat nun acht Wochen Zeit, die Exponate zu prüfen. Sellinger gab sich unbeeindruckt: „Juristisch konnte mir noch keiner was.“