Eichstätt
Erdkunde auf Englisch

110 Realschulen in Bayern bieten zweisprachigen Unterricht an – Modellprojekt stammt aus Eichstätt

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Fächer wie Erdkunde und Geschichte werden bereits an 110 Realschulen in Bayern auf Englisch unterrichtet. Ein Eichstätter Professor möchte das Modell zu einem festen Angebot machen. - Foto: Thinkstock

Eichstätt (DK) Es soll das Lernen einer Fremdsprache erleichtern und gleichzeitig eine Begeisterung für Sprachen auslösen: Der Modellversuch „Bilinguale Züge an Realschulen“ wurde vor sieben Jahren an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) entwickelt. Gestern trafen sich die „Bilis“, wie sich die Lehrer von zweisprachigen Unterrichtsfächern nennen, zu einem Kongress an der KU, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen – und um neue Mitstreiter für das Projekt zu werben.

An mittlerweile 110 Realschulen in Bayern lernen Schüler rund drei Jahre lang unter anderem die Details zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf Englisch, auch die Entdeckung Nordamerikas erlebt sich auf Englisch ganz anders. Die beliebtesten Fächer für den bilingualen Unterricht sind Erdkunde und Geschichte. Für die Zukunft des Projekts wünscht sich der Verantwortliche, Heiner Böttger vom Lehrstuhl Didaktik der Englischen Sprache und Literatur, dass auch Naturwissenschaften wie Chemie und Biologie oder auch Sport und Religion auf Englisch unterrichtet werden. „Und natürlich wollen wir langfristig aus dem Modellversuch heraus – Ziel ist es, weitere Schulen einzubinden. Es sollte ein Regelangebot werden.“

Im Mittelpunkt des Unterrichts steht dabei nicht das Englische, sondern das zu unterrichtende Fach. „Die Fremdsprache ist dabei nur Mittel zum Zweck, um miteinander zu kommunizieren“, sagt Böttger. „Wichtig ist der fachliche Inhalt.“ Doch beides bedingt sich: „Am Ende kommt fundiertes Sachfachwissen heraus und die Schüler üben nebenbei eine fremde Sprache.“

Auch der Eichstätter Realschullehrer für Englisch und Erdkunde, Ernst Erndt, ist überzeugt von dem bilingualen Konzept. „Es läuft ganz wunderbar“, resümiert er. Endt ist das, was man einen Pionier des erweiterten Englischunterrichts bezeichnen könnte. „An unserer Schule wird das schon seit mehr als 20 Jahren praktiziert. Als die Universität das institutionalisiert hatte, war ich sofort dabei.“

Der Vorteil eines Unterrichts in einer Fremdsprache liegt für Endt auf der Hand: „Die Schüler sind konzentrierter im Unterricht. Sie müssen ja aufpassen, damit sie nicht den Faden verlieren.“ Die Schüler behielten mehr Stoff im Kopf – die Leistungen würden steigen. Und damit auch das Selbstbewusstsein der Schüler: „Ich weiß etwas und nehme deshalb am Unterrichtsgespräch aktiv teil“, schreibt da einer der Schüler, der sein erstes „Bili-Jahr“ in einem Fragebogen bewertet hat.

Eine Stunde Unterricht mehr haben die „Bili-Schüler“ in der Woche – trotzdem sagt Lehrer Endt: „Ich habe auch beobachtet, dass kaum ein Schüler abbricht. Sie bleiben alle bei der Stange.“ Auch die schriftlichen Arbeiten legen Endts Schüler auf Englisch ab. „Dass wir Englisch sprechen und schreiben, ist für die Schüler eine ganz selbstverständliche Sache geworden.“