Eichstätt
Mit einer Stimme Vorsprung

Joachim Unterländer wird Chef des Landeskomitees der Katholiken

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Joachim Unterländer (59, links) ist neuer Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Die Delegierten wählten ihn am Samstag in Eichstätt an die Spitze des Gremiums. Der CSU-Abgeordnete folgt auf Albert Schmidt (rechts), der nicht mehr angetreten war. Mit nur einer Stimme unterlegen war die Eichstätter Juraprofessorin Renate Oxenknecht-Witzsch. - Foto: Schneider

Eichstätt (DK) Am Ende gab eine Stimme den Ausschlag: Der CSU-Abgeordnete Joachim Unterländer beerbt Albert Schmid als Chef des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Er entschied die Wahl für sich. Gegenkandidatin Renate Oxenknecht-Witzsch zeigte sich enttäuscht.

Dass die Wahl bei der Vollversammlung am Wochenende in Eichstätt spannend werden könnte, hatten Beobachter schon im Vorfeld gemutmaßt: Auf der einen Seite trat mit Joachim Unterländer (59) einer der bisherigen Stellvertreter von Albert Schmid an. Schmid war nach acht Jahren an der Spitze des Laiengremiums im Freistaat nicht mehr zur Wahl angetreten. Andererseits hatte mit der Eichstätter Juraprofessorin Renate Oxenknecht-Witzsch (63) eine Frau ihren Hut in den Ring geworfen.

Sie hatte in ihrer Bewerbungsrede deutlich gemacht, dass sie sich nicht nur für eine Stärkung des Laienapostolats, sondern auch für die Gleichstellung der Frau in der Kirche starkmachen wolle. "Laien, insbesondere die Frauen, müssen in der Kirche mehr Verantwortung übernehmen." Das hatte wenige Minuten später auch der aus München stammende Unterländer hervorgehoben und zugleich betont, den Diakonat der Frau immer wieder diskutieren zu wollen. Oxenknecht-Witzsch hatte sich für die Ökumene und den Dialog innerhalb der Kirche starkgemacht, Unterländer eine "Renaissance des politischen Katholizismus" propagiert. Nach der Wahl gratulierte die unterlegene Kandidatin ihrem Konkurrenten mit Handschlag, zeigte sich gegenüber unserer Zeitung zugleich enttäuscht: "Ein Neuanfang ist so nicht möglich" - auch wenn sie das Ergebnis als Zeichen werte, dass der Wille zur Veränderung in großen Teilen des Gremiums da gewesen wäre. "Für die Katholiken in Bayern wäre das ein Signal gewesen." Das Landeskomitee ist die oberste gewählte Vertretung der 6,5 Millionen Katholiken in Bayern. Gegründet wurde es 1951.

Unterländer wiederum erklärte, dass er auch diejenigen mitnehmen wolle, die ihn nicht gewählt hätten: "Die Konstellation Frau gegen Politiker" sei eine spannende Sache gewesen, auch für ihn, sagte der Münchner, der seit 1994 Landtagsabgeordneter und dort Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration sowie sozialpolitischer Sprecher und Beauftragter für Fragen der katholischen Kirche der CSU-Fraktion ist. "Das Landeskomitee ist ein wesentlicher Bestandteil des kirchlichen Lebens, und die Kirche steht mitten in der Gesellschaft", sagte der Verwaltungsfachwirt: "Wir sind hier noch eine Volkskirche." Auch wenn sie vielerorts, gerade in den Ballungszentren, bröckele: "Das ist ein Schatz." Da sei viel Potenzial vorhanden. Pessimismus sei die falsche Medizin. Vielmehr gelte es, sich weiter zu öffnen und als Kirche aktiv in den Dialog zu treten. Den Bischöfen wolle er dabei auf Augenhöhe begegnen.

Kardinal Reinhard Marx ließ über einen Sprecher mitteilen, dass er den neuen Vorsitzenden und alle Mitglieder des Laiengremiums ermutige, weiterhin in gesellschaftlichen Fragen Stellung aus christlicher Verantwortung heraus zu beziehen und den konstruktiven Dialog in der Kirche wie auch der Gesellschaft weiter zu stärken.

Den fehlenden Dialog hatte der scheidende Vorsitzende des Gremiums, Albert Schmid, in seiner Abschiedsrede zuvor bemängelt. Für hierarchische Strukturen sei Dialog ein Fremdkörper, sagte Schmid, der dann mit viel Applaus verabschiedet wurde.