Eckental
"Es müssen keine alten Gemäuer sein"

Markus Gildner baut moderne Häuser für Flüchtlinge Jetzt sind die ersten in Eckental eingezogen

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Eckental (DK) In die neuen Reihenhäuser im mittelfränkischen Eckental (Landkreis Erlangen-Höchstadt) sind diese Woche die ersten Flüchtlinge eingezogen. Insgesamt sollen in den sechs Häusern bald bis zu 60 Asylsuchende mit ihren Familien unterkommen.

Sie stehen vor ihrem neuen Zuhause, heben den Daumen und strahlen um die Wette. Es sind die ersten Bewohner, die in die nagelneuen Reihenhäuser in Eckental einziehen durften. "Das Haus ist sehr gut", sagt ein 22-jähriger Iraner, der erst vor drei Monaten in Deutschland angekommen ist und dafür schon erstaunlich gutes Deutsch spricht.

Er und seine Frau hätten im vergangenen Vierteljahr in einem ehemaligen Baumarkt mit vielen anderen Flüchtlingen in Herzogenaurach gelebt. Nachts hätten die beiden kaum ein Auge zugetan, so laut sei es gewesen. Nebenan kümmert sich Bauherr Markus Gildner um die letzten Details. "Ich freue mich, dass am Ende alles reibungslos funktioniert hat und nun die ersten Flüchtlinge einziehen können." Lediglich der Garten sei noch nicht fertig.

Einen Wermutstropfen muss das Projekt zum Start allerdings verkraften. In der letzten Woche hatten Unbekannte laut Polizei einen Farbbeutel-Anschlag auf das Haus verübt. Einschüchtern lassen will sich der Bauherr nicht. Im Gegenteil: "Wir wollen gemeinsam mit einem Künstler aus dem Irak aus dem Farbfleck ein Kunstwerk erstellen lassen."

Insgesamt sollen 60 Flüchtlinge in die sechs Häuser einziehen. Die Häuser verfügen über drei Etagen, in denen jeweils zwischen zwei und vier Personen wohnen können. In der obersten Etage gibt es einen Balkon mit Blick auf die Terrasse und den Garten. Um die Einrichtung hat sich die Regierung von Mittelfranken gekümmert. Die einzelnen Wohnungen seien "einfach, aber funktional" eingerichtet. Mit der Bezirksregierung habe er vertraglich vereinbart, die Häuser für zehn Jahre als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung zu stellen. Danach sieht das Konzept vor, die Häuser normal zu vermieten.

Die unternehmerische Herausforderung habe für Gildner darin bestanden, gleichzeitig "günstig, gut und schnell" zu bauen. "Schließlich sollen die Reihenhäuser mindestens 50 Jahre halten", sagt der 45-Jährige. Kurz nach dem Baubeginn hatte sich Kritik an dem Projekt in der Nachbarschaft geregt. Die rechtsextreme Partei "Der dritte Weg" hatte sogar mit Flugblättern versucht, Stimmung gegen die Asylunterkunft zu machen - wie sich am Tag des Einzugs zeigt, vergebens.

Gildner verweist dagegen darauf, dass er mit seinem Bauvorhaben beweisen wolle, dass Flüchtlinge aus Kostengründen nicht in alten Gebäuden untergebracht werden müssen. Bundesweit habe er Anerkennung aus der Fachwelt für seine Idee erhalten. Weitere Projekte seien geplant. Zukünftig sollen auch einheimische Familien in den Genuss der sozialen Neubauten kommen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung weiter zu erhöhen, wie der Bauherr sagt.