"Die CSU reicht für drei Maibockreden"

Django Asül nimmt heute Abend im Münchner Hofbräuhaus wieder Parteien und Politiker aufs Korn

24.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr

Herr Asül, der Maibockanstich steht vor der Tür.

Stoff für ein Derblecken gibt es zumindest bei der CSU genug, oder.
Django Asül: Was in der CSU seit Herbst los ist, reicht eigentlich für drei Maibockreden. Ich hätte also kein Problem damit, wenn die CSU mal ein halbes Jahr in Quarantäne gehen würde. Dann könnte ich sozusagen die Altlasten abarbeiten nächstes Jahr. Aber die Realität hat uns gelehrt: Auf diese Partei ist Verlass, wenn es darum geht, Schlagzeilen, Irritationen und Sensationen zu produzieren.

Und wie schaut es bei den anderen aus, bei den Freien Wählern, der SPD und den Grünen. Oder gar bei FDP, Linken und AfD.
Asül: Sagen wir es mal diplomatisch: Wenn ich nur über die Oppositionsparteien reden müsste, hätte mein Vortrag sicher keine Überlänge. Aber selbstverständlich geht es mir schon darum, auch die anderen Stimmen und Stimmungen entsprechend zu würdigen.

Früher war Markus Söder als Finanzminister Hausherr im Hofbräuhaus und hat immer eine launige Begrüßungsrede gehalten, in der er gerne seine politischen Ambitionen unterstrich. Nun hat er es geschafft: Heuer kommt er als Ministerpräsident. Wird er wieder etwas sagen. Oder der neue Hausherr, Finanzminister Albert Füracker.
Asül: Füracker als neuer Gastgeber gibt natürlich seinen Einstand. Aber es würde mich nicht wundern, wenn sich auch ein Söder zu Wort meldet. Immerhin kommt die ganze Gaudi im Fernsehen. Er befindet sich schon im Wahlkampfmodus. Also kann es sehr gut sein, dass er seine Schüchternheit überwindet und doch ein paar Worte verliert. Er hat sich ja auch irgendwie dran gewöhnt, dass er einmal im Jahr meine Vorgruppe sein darf. Und er hat seinen Job als Einheizer immer solide erledigt.

Söders Vorgänger, Horst Seehofer, gehört als neuer Bundesinnenminister ja nicht mehr so richtig dem politischen Bayern-Kosmos an. Wird Ihnen zu Seehofer trotzdem was einfallen.
Asül: Man darf ja nicht ignorieren, dass dem Seehofer alles Mögliche eingefallen ist seit der Bundestagswahl. Bis hin zu dem Umstand, dass er sich auf dem Parteitag als größter Söder-Fan präsentierte. Ich glaube sogar, auf einen Seehofer auch in den kommenden Jahren nicht verzichten zu können in der Rede. Und nicht zu vergessen: Wer weiß, was Seehofer noch alles vorhat, falls die Landtagswahl doch nicht ganz so ausgeht wie von der CSU gewünscht.

Der Kabarettist hat oft ein besseres Gespür für die Menschen da draußen als ein Politiker. Also: Wie geht die Landtagswahl im Herbst aus.
Asül: Da wage ich mich jetzt mal ganz weit raus aus dem Fenster und tippe: Die CSU landet vor den Freien Wählern, die SPD schafft den Wiedereinzug ins Parlament, die Grünen verzichten auf Claudia Roth im Wahlkampf und erreichen dadurch ihr bislang bestes Ergebnis.

Am Abend des Derbleckens spielt Ihr Lieblings-Fußballverein, der FC Bayern München, gegen Real Madrid. Wie halten Sie sich auf dem Laufenden. Und rechnen Sie damit, dass es ein wenig weniger voll ist als in den vergangenen Jahren. Stürzt womöglich im BR sogar die Fernsehquote ein.
Asül: Bei Anpfiff bin ich mit meiner Rede schon fertig. Der BR sendet unser Spektakel ein bisserl zeitversetzt. Und am Samstag kommt der Maibock sogar nochmal um 20.15 Uhr im Fernsehen für alle, die es vor lauter Aufregung wegen Real gar nicht zum TV-Gerät schaffen. Und in der Mediathek kann man es sich ja auch anschauen. In Summe werden das also nicht weniger Leute sehen als in den Vorjahren. Da hat die reine Quote eh keine Aussagekraft mehr. Das Hofbräuhaus hat mir gestern gemeldet, dass es so gut wie keine Absagen gibt. Und dass nach meiner Rede einige doch noch ins Stadion eilen, ist ja legitim. Nur konnten wir wegen einer wichtigen Plenarsitzung am Donnerstag eben nicht wie ursprünglich geplant einen Tag später ins Rennen gehen.

Apropos Maibock-Anstich: Sie machen das jetzt seit elf Jahren, haben einen Vertrag bis 2019. Auf dem Nockherberg täten sie aber gerade einen neuen Redner suchen?
Asül: Da bin ich überzeugt davon, dass auf dem Nockherberg 2019 eine prächtige Lösung präsentiert wird. Es ist ja nicht so, dass in Altbayern nur zwei Leute eine Starkbierrede halten können. Und da ich im Gegensatz zu Niko Kovac keine Freigabeklausel in meinem Vertrag habe, ist es schon mal garantiert, dass ich auch 2019 nur beim Maibockanstich präsent sein werde. Wobei ich fairerweise auch sagen muss: Mich hat auch niemand gefragt. Und sollte der neue Finanzminister sich ab 2020 einen anderen Maibockredner wünschen, wird er mir das rechtzeitig sagen. Dann ziehe ich nämlich als ganz normaler Gast statt der Lederhose eine Jeans an zum Trachtensakko.

Das Interview führte

Alexander Kain.


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