Denkendorf
IS-Unterstützung aus der Region?

Festnahme in Denkendorf: 35-Jähriger soll Geld für Terrormiliz gesammelt haben

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

In diesem Haus im Denkendorfer Ortsteil Gelbelsee wurde der Verdächtige festgenommen. - Foto: M. Kister

Denkendorf (DK) Bei einem Großeinsatz noch vor dem Morgengrauen hat die Polizei im Denkendorfer Ortsteil Gelbelsee (Landkreis Eichstätt) einen 35-jährigen russischen Staatsangehörigen festgenommen. Er soll die Terrormiliz "Islamischer Staat" finanziell unterstützt haben. Nun sitzt der Mann in Untersuchungshaft.

Dies bestätigte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München gestern gegenüber unserer Zeitung. Die Aktion wurde bereits am Dienstag durchgeführt. Kurz vor sechs Uhr früh stürmte ein Großaufgebot an Einsatzkräften das Wohnhaus des Mannes in der Ortschaft mit rund 500 Einwohnern. "Es war alles plötzlich voller vermummter Polizisten, die brachen die Haustür auf und waren mit ihren Taschenlampen dann im Inneren überall unterwegs", sagte eine Augenzeugin.

Der Verdächtige wurde aufgrund eines von der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) erwirkten Haftbefehls des Oberlandesgerichts München festgenommen. Gleichzeitig wurden Durchsuchungsbeschlüsse am Wohnort und an den Arbeitsplätzen des Beschuldigten vollzogen.

Der Aktion des Landeskriminalamts, das auch mit den Ermittlungen beauftragt ist, waren einem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft zufolge umfangreiche verdeckte Ermittlungsmaßnahmen vorausgegangen. Der Beschuldigte sei dringend verdächtig, den "Islamischen Staat" (IS) durch finanzielle Eigenbeiträge und Spendenaufrufe in einem russischen sozialen Netzwerk unterstützt zu haben. Zudem werde gegen ihn wegen des Verdachts des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln ermittelt, hieß es weiter. Der Mann wurde noch am Dienstag dem Ermittlungsrichter des Oberlandesgerichts München vorgeführt und sitzt in Untersuchungshaft.

Ziel der Durchsuchungsmaßnahmen sei es gewesen, "weitere Beweismittel für die Unterstützungshandlungen wie auch für die dem Beschuldigten zur Last liegenden Betäubungsmitteldelikte zu gewinnen", so die Generalstaatsanwaltschaft. Neben einer geringen Menge Betäubungsmittel seien insbesondere zahlreiche elektronische Speichermedien sichergestellt worden, die nun von den Ermittlern ausgewertet würden.

Die Münchner Generalstaatsanwaltschaft hat das Verfahren nach Auskunft des Sprechers von der Bundesanwaltschaft übernommen. Die Karlsruher Behörde ist für Verfahren bei staatsgefährdenden Straftaten zuständig. So hat sie etwa die Ermittlungen nach den IS-Attentaten in Würzburg und Ansbach im vergangenen Sommer übernommen. Dass es dieses Mal anders lief, liegt dem Sprecher zufolge daran, dass der Fall von "minderer Bedeutung" sei. Die Durchsuchung sei auf Gelbelsee beschränkt gewesen, eine bundes- oder landesweite Aktion habe es nicht gegeben.

Für die Bewohner von Gelbelsee kam die Aktion völlig überraschend. Die Familie habe völlig unauffällig in dem Einfamilienhaus gelebt, hieß es. Zwei Kinder seien im Kindergarten, das dritte in der Grundschule integriert. Auch die Frau, die ihr viertes Kind erwartet, sei "sehr umgänglich und freundlich", der Mann einer geregelten Tätigkeit nachgegangen. "Aber es ist schon sehr bedrückend, wenn jemand in der unmittelbaren Nachbarschaft als IS-Unterstützer verdächtigt wird", so eine Anwohnerin. Der 35-Jährige lebt mit seiner Familie seit etwa eineinhalb Jahren in dem Denkendorfer Ortsteil.