Denkendorf
Trampen im Sitzen

Denkendorf will erste Mitfahrbänke in der Region aufstellen Mehr Mobilität für ältere Bürger

05.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Denkendorf (DK) Per Autostopp fahren, ohne den Daumen auszustrecken - das soll in Denkendorf (Kreis Eichstätt) bald Wirklichkeit sein. In der Gemeinde sollen "Mitfahrbankerl" aufgestellt werden, vermutlich die ersten ihrer Art in der Region.

Schnell mal zum Arzt nach Beilngries oder zum Einkaufen nach Ingolstadt, aber wie? Wer in Denkendorf lebt und kein Auto besitzt, steht mitunter vor dem Problem, keine Fahrgelegenheit zu bekommen. Denn nicht immer steht gerade ein Linienbus an der Haltestelle oder ein Familienangehöriger bereit, um Chauffeurdienste anzubieten. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, nicht nur in Denkendorf selbst, sondern auch in Altenberg, Bitz, Dörndorf, Gelbelsee, Schönbrunn oder Zandt.

Das sollte sich jedoch bald ändern, wenn vielleicht heuer noch "Mitfahrbankerl" aufgestellt werden. Mit anderen Worten bedeutet das Fahren per Anhalter, ohne ausgestreckten Daumen. Sollte der Gemeinderat die Idee absegnen, wäre das Projekt in dieser Form vermutlich einmalig in der Region. Das System funktioniert so, dass es Sitzbänke im Ort gibt, an denen Schilder oder Ausdrucke angebracht sind. Darauf steht zu lesen, wohin der "Banklhocker" oder die "Banklhockerin" jeweils möchte. Vorbeikommende Autofahrer erkennen mit einem Blick, worum es geht, und können Wartende mitnehmen, wenn sie möchten. Im Idealfall ist es jemand aus der Nachbarschaft oder sonst ein Bekannter aus dem Ort, was die Sicherheitsrisiken bei dieser Art des Reisens minimiert.

So weit die Theorie. In der Praxis ist das Projekt auf einem guten Weg, politisch aber noch nicht endgültig abgesegnet. "Das wäre für viele Leute eine schöne Sache", findet Denkendorfs Bürgermeisterin Claudia Forster. "Die Busverbindungen nach Eichstätt und Ingolstadt sind nämlich nicht immer die besten. Da wäre es gut, wenn es ein zusätzliches Angebot gäbe." Sie werde das Thema in der heutigen Gemeinderatssitzung ansprechen, sagte sie. "Wir wollen das so unbürokratisch wie möglich gestalten und sehen die Sache sehr wohlwollend ."

Die Idee kommt allerdings nicht aus politischen Reihen, sondern aus der Bevölkerung. Die Denkendorferin Katharina Cloes-Schilling hatte den Vorschlag jüngst bei einem Aktionstag zur Städtebauförderung (ISEK) gemacht. Sie stammt aus der Oberpfalz, und dort gibt es in Freudenberg (Kreis Amberg-Sulzbach) bereits eine Mitfahrbank. "Der Ort hat eine ähnliche Größe wie Denkendorf, und da klappt es ganz gut", sagt sie. Deshalb fände sie eine solche Einrichtung auch an ihrem jetzigen Wohnort sinnvoll. "Wie oft fahre ich allein nach Ingolstadt oder Beilngries und könnte leicht jemanden mitnehmen", sagt sie. "Das wäre nicht nur aktiver Umweltschutz, sondern auch für das Miteinander gut. Gerade ältere Menschen könnten davon profitieren, auch in den Ortsteilen. In Zeiten, wo alles so anonym abgeht, wäre das ganz wichtig."

Die 48-Jährige hat mit einigen anderen Freiwilligen aus dem Ort eine Arbeitsgruppe gebildet und bringt nun die Umsetzung voran. Wie und wo die "Mitfahrbankerl" aufgestellt werden, sei noch offen. "Das muss aber so gestaltet sein, dass die Sicherheit gewährleistet ist." Was die Kosten für die Bänke betrifft, dürfen die Ideengeberin und ihre Mitstreiter auf die Gemeinde hoffen. "Wir wollen da nicht kleinlich sein", stellte die Bürgermeisterin bereits in Aussicht.