Denkendorf
Den Unfalltod ausgebremst

Abgefräste Fahrbahn und Tempolimit: Kaum noch Kollisionen auf der A 9 bei Denkendorf

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
Der Autobahnabschnitt zwischen Denkendorf und Stammham galt als gefährliche Unfallstrecke. Heuer gab es nicht einen einzigen Toten oder Schwerverletzten. −Foto: Horst Richter (Archivfoto)

Denkendorf/Stammham (DK) Sie war bei Feuerwehr und Polizei als Todesstrecke gefürchtet: Auf der A 9 bei Denkendorf (Kreis Eichstätt) hatte es immer wieder schreckliche Unfälle gegeben. Ein Tempolimit und das Abfräsen der Fahrbahn haben dazu geführt, dass es dort heuer keinen einzigen Unfalltoten gab. Eine Bilanz.

Der Autobahnabschnitt zwischen Gelbelsee und Stammham hatte es in sich: Nicht nur das ständige Auf und Ab mit geneigten Kurven macht die Strecke so gefährlich, sondern auch der Belag. Schon geringe Feuchtigkeit, und da reichte oft schon dichter Nebel, verwandelte die Fahrbahn in eine gefährliche Rutschbahn. Sechs Unfalltote waren 2016 die Folge dieser Umstände in Kombination mit nicht angepasster Geschwindigkeit. "Sobald Regen einsetzt, hast du darauf warten können, dass es kracht", stellt Stammhams Bürgermeister Hans Meier fest. "Die Feuerwehren von Kinding, Kipfenberg, Denkendorf und bei uns waren oft am Rand ihrer Belastbarkeit."

Der Druck auf die Autobahndirektion Nordbayern - sie hatte zunächst keinen Handlungsbedarf gesehen - war ständig gewachsen. Als sich dann auch noch der CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl für eine Entschärfung starkmachte, erfolgte vor einem Jahr die Kurskorrektur. Die Autobahndirektion ließ in kurzer Zeit die Fahrbahn abfräsen, stellte zusätzlich Gefahrenschilder auf und beschränkte die Geschwindigkeit zwischen Gelbelsee und Stammham auf 120, bei Nässe auf 80 Stundenkilometer.

Hat das etwas gebracht? Die Zahlen könnten ein Jahr später nicht deutlicher sein: Zwischen 1. Januar und 1. Dezember gab es heuer nicht einen einzigen Verkehrstoten auf diesem Abschnitt zu beklagen (2016 = 6), die Zahl der Schwerverletzten sank von 23 im Vorjahr ebenfalls auf null, bei den Leichtverletzten verzeichnete die Polizei einen Rückgang von 52 auf 11. Die Gesamtzahl der Unfälle reduzierte sich von 204 auf nur noch 54. Das Tempolimit half nicht nur, Leid und Tod zu minimieren, sondern schlug sich auch volkswirtschaftlich positiv nieder: Der Sachschaden bei allen heuer registrierten Unfällen in diesem Bereich summierte sich auf gerade einmal 120 000 Euro, weil es meist nur Kleinunfälle gab. 2016 waren es noch 3,5 Millionen Euro gewesen.

"Wir sind natürlich sehr froh darüber, wie sich das entwickelt hat", freut sich die Denkendorfer Bürgermeisterin Claudia Forster. "Das ist beim Herbsttreffen der Feuerwehrkommandanten im Landkreis sehr positiv aufgenommen worden." Nun liegt ihr am Herzen, dass die testweise eingeführte Geschwindigkeitsbegrenzung auf Dauer bestehen bleibt. "Die einhellige Meinung war, dass sie sogar bis Kinding ausgeweitet werden sollte." Die Bürgermeisterin hatte vor gut einem Jahr ein Krisentreffen mit Vertretern der Anrainerorte organisiert, was letztlich zum Einlenken der Autobahndirektion und zu den Verbesserungen führte.

Bestätigt sieht sich nicht zuletzt Stammhams Bürgermeister Hans Meier. "Die Zahlen belegen eindeutig, dass unsere Forderungen richtig waren. Wir wollen alles dafür tun, dass dieses Tempolimit auf Dauer erhalten bleibt. Vorher war es wirklich schlimm mit den vielen Verletzten und Toten, und auch unseren Feuerwehren ist das nicht mehr zuzumuten. Das sind doch alles Ehrendamtliche, keine Berufsfeuerwehren."

Und was meint die für diesen Abschnitt zuständige Verkehrspolizei Ingolstadt? "Es ist tatsächlich so, dass wir diese Gefahrenstrecke völlig entschärft haben", bestätigt Inspektionsleiter Jürgen Voraberger. "Damit ist vielen Menschen unnötiges Leid erspart worden. Wir sind höchst zufrieden und gespannt, wie es hier weitergeht." Voraberger würde das Tempolimit bis zu der geplanten Fahrbahnsanierung auf jeden Fall beibehalten wollen.

Äußerungen von Vertretern der Autobahndirektion Nordbayern geben den Anrainergemeinden jedoch Anlass zur Sorge, die bisher so effektive Geschwindigkeitsbegrenzung könnte im Frühjahr schon wieder fallen. Von der zuständigen Stelle war dazu gestern keine Aussage zu erhalten. Vor einem Jahr hatte es geheißen, diesen Abschnitt "ab etwa 2018" mit einem besseren Belag versehen zu wollen.

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