Deining
"Eine bodenlose Frechheit"

Pfarrer in Deining eckt mit Rede gegen Homosexualität und Islamisierung an – Nun muss er beim Bistum zum Rapport

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Mit seiner Neujahrsrede hat Pfarrer Norbert Zawilak einige Wellen verursacht - Foto: Sturm

Deining/Eichstätt (DK) Die politische Rede eines katholischen Pfarrers hat im oberpfälzischen Deining die Gemüter erregt: Norbert Zawilak hat beim Neujahrsempfang Anfang des Jahres kräftig gegen Staat, Medien und Homosexuelle ausgeteilt und von einer angeblichen Islamisierung Deutschlands gesprochen. Nun muss er zum Rapport beim Bistum Eichstätt, zu dem auch Deining gehört, antreten.

Der Neujahrsempfang in Deining ist den Ehrenamtlichen der Gemeinde gewidmet. An diesem Abend werden sie für ihr Engagement gewürdigt. Mit seiner Rede hat ihnen Pfarrer Norbert Zawilak die Schau gestohlen: In den Mittelpunkt stellte er die Frage, warum derzeit viele Menschen in der Bundesrepublik auf die Straße gehen. Seiner Meinung nach hätten die Bürger das Vertrauen in die Politik verloren, weil sie ständig belogen werden würden – auch von den Medien, von denen keine objektive Berichterstattung mehr zu erwarten sei. Als er die Verhältnisse in Deutschland mit denen im früheren Ostblock verglich, sich kritisch mit Homosexualität auseinandersetzte und von einer Islamisierung Deutschlands sprach, verließen viele Gäste empört die Veranstaltung.

Die Stimmung in der Gemeinde ist seither „nicht unbedingt positiv“, wie es Bürgermeister Alois Scherer ausdrückt. „Natürlich werden die Geschehnisse intensiv diskutiert“, sagt Scherer. Es sei schade, dass so etwas passiert ist, das müsse jetzt ausgestanden werden. „Zawilak wird hoffentlich das Gespräch mit mir suchen“, betont Scherer. „Wichtig ist, dass wieder Ruhe einkehrt.“

So sieht das auch Peter Hollweck. „Dass der Fall solche Wellen schlägt, hat kein Bürger verdient“, sagt der dritte Bürgermeister. Dabei hat er sich wie viele andere mit einem Brief an das Bistum Eichstätt gewendet. „Es ist gelinde gesagt eine bodenlose Frechheit, wenn sich ein Pfarrer im Jahr 2015 in einer Rede gegen Homosexuelle, Andersgläubige und die ,Lügenpresse’ innerhalb Deutschlands auslässt, denn das erinnert eher an eine Zeit, die vor 70 Jahren geendet hat“, schreibt er.

Für seine manchmal fragwürdigen Methoden ist Zawilak in der Gemeinde bekannt. Laut Hollwecks Brief erzählt der Pfarrer Kindern im Religionsunterricht beispielsweise, „dass, wenn sie nicht brav sind, ihnen Hörner aus dem Kopf wachsen“. Hollweck will aber eines betonen: Den Brief habe er als Privatperson geschrieben – nicht als Gemeindevertreter. „Ich habe nichts gegen Zawilak“, sagt er. „Man kann seine Meinung zu bestimmten Themen haben. Es ist nur die Frage, auf welche Art man seine Meinung mitteilt.“

Die Stimmung in der Gemeinde hat sich seit dem Neujahrsempfang nicht verbessert. „Weil der Pfarrer bis Samstagnachmittag im Urlaub war“, meint Kirchenpfleger Wolfgang Fürst. Doch auch gestern war der Geistliche für eine persönliche Stellungnahme nicht zu erreichen. Inzwischen hat Zawilak wieder Gottesdienste gehalten. „So weit ich das weiß, hat er sich aber noch nicht geäußert“, sagt Fürst. Als Mitarbeiter des Pfarrers versucht der Kirchenpfleger, Verständnis für Zawilak aufzubringen. „Es gibt eben Themen, über die man heute reden muss“, sagt Fürst.

Aber auch er sei der Meinung, dass die Worte des Pfarrers ungeschickt gewählt gewesen seien. „Ich bin überzeugt, dass die Art seiner Ansprache die Menschen betroffen gemacht hat“, sagt Fürst. „Er hat seine Kritik nicht begründet und den Leuten einfach so vor die Füße geworfen.“ Dass der Pfarrer den Neujahrsempfang unmittelbar nach dem offiziellen Teil verließ, habe außerdem den vielleicht klärenden Dialog mit den Gästen verhindert.

Der Aufruhr um Zawilaks Neujahrsgruß bleibt nicht ohne Folgen. Der Pfarrer sei im Laufe dieser Woche zum Gespräch mit Generalvikar Isidor Vollnhals geladen, heißt es aus der Pressestelle des Bistums Eichstätt auf Anfrage unserer Zeitung. Welchen Tenor diese Unterhaltung haben wird, sei nicht bekannt. Eines liegt für den Deininger Kirchenpfleger aber auf der Hand. „Es werden einige erwarten, dass Zawilak endlich was dazu sagt“, erklärt Fürst. Er müsse Demut zeigen und sich eingestehen, dass er einen Fehler gemacht habe. „Der Pfarrer sollte einsehen, dass seine Art nicht die richtige war.“