Dasing
Bayerns letzter Cowboy

Fred Rai, der Gründer der Dasinger Western-City, stirbt bei Reitunfall

26.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Fred Rai

Dasing (DK) Hätte er es sich aussuchen können, genau so hätte er diese Welt verlassen wollen. Bei einem Ausritt mit seiner Lebensgefährtin Tessa und seinem kleinen Hund, die Natur genießend. Und dann einfach tot vom Pferd fallen.

Nur ganz so früh hätte es nicht geschehen dürfen. Fred Rai starb am vergangenen Freitag im Alter von 73 Jahren. Er hatte laut eines guten Freundes offenbar einen so schweren Schlaganfall erlitten, dass Wiederbelebungsmaßnahmen erfolglos blieben.

Manfred Raible, so sein bürgerlicher Name, kam am 27. November 1941 in Ellwangen als jüngster von fünf Brüdern zur Welt. Schon als Kind begeisterte er sich für Pferde und Musik. Er lernte Gitarre und Klavier und absolvierte eine Gesangsausbildung. Zu gern wäre er gleich ins Showbusiness gegangen, doch sein Vater bestand darauf, er solle „etwas Anständiges“ lernen. So landete er bei einer Versicherung und machte Karriere als Bezirksleiter.

Bereits zu Beginn der 1970er Jahre wurde er bekannt als „singender Cowboy auf seinem Fernsehpferd Spitzbub“. In Dasing erfüllte Rai sich seinen Lebenstraum und baute vor 35 Jahren die Western City auf. Zunächst waren es nur einige Kulissen. Inzwischen ist daraus eine bedeutsame Touristenattraktion des Wittelsbacher Landes geworden. 2004 kam ein weiteres Standbein hinzu: die süddeutschen Karl-May-Festspiele. Früher ritt Fred Rai selbst erfolgreich Springturniere. Doch je intensiver er sich mit den Pferden befasste, umso mehr wandte er sich vom Sportreiten ab. „Das Pferd hat keinen Schmerzlaut“, erkannte er als einer der ersten. Wochenlang zog er sich auf seine Ranch in Arizona zurück und lebte unter den Mustangs.

Vehement engagierte er sich für den Tierschutz und gründete 1993 den Europäischen Pferdeschutzbund. Er entwickelte einen eigenen Reitstil, bei dem die Pferde ohne Sporen, Gerte oder Gebiss geritten werden, und rief die „Bundesvereinigung für Rai-Reiten“ ins Leben, zu der mittlerweile zahlreiche Ausbildungstätten in Deutschland und Europa gehören.

Neben dem Reiten war Fred Rais große Leidenschaft die Seefahrt. Seinem Wunsch entsprechend wird es eine Seebestattung geben. Für alle Fans gibt es demnächst eine Trauerfeier in der Western City. Die große Saisoneröffnungsparty am 2. Mai wurde abgesagt. Die Westernstadt wird es weiterhin geben, ebenso das Ausbildungszentrum. Auch die Festspiele werden stattfinden. Man muss jedoch noch einen Darsteller suchen, der Fred Rais Rolle übernimmt. Rai hat mehrere Bücher geschrieben, sein letztes heißt „Wiedersehen im Paradies“.