Ingolstadt
Seehofers Ausweg

03.12.2017 | Stand 31.01.2019, 9:45 Uhr

Horst Seehofer hat gesprochen - und wenn es stimmt, was aus den "gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen" verlautet, hat er den einzig realistischen Ausweg aus dem CSU-Führungsdilemma gewählt. Dass er das Amt des Ministerpräsidenten nach dem Debakel bei der Bundestagswahl nicht würde behalten können, dürfte selbst den blauäugigsten Anhängern des Ingolstädters klar gewesen sein.

Aber auch noch den Parteivorsitz abgeben zu müssen, wäre doch zu viel der Zumutung gewesen für einen verdienstvollen Politiker. Denn dass sich Seehofer Verdienste um die CSU erworben hat, steht außer Frage. Man denke nur an die desaströse Situation, in der er die Partei 2008 übernahm, und daran, wie er sie zu (fast) alter Stärke zurückführte.

Dass die Lage für die CSU mittlerweile mindestens genauso prekär ist wie vor neun Jahren und dass Seehofer auch daran ein gerüttelt Maß an Mitschuld trifft, ist indes weit mehr als eine bloße politische Kapriole. Salopp gesagt: Der Mann, der die CSU instinktsicher aus dem Tal der Tränen holte, hat sich im Bundestagswahlkampf verzockt. "Ihr könnt mich nach der Wahl köpfen", soll seine Replik gelautet haben, als ihm Parteifreunde seinen Zickzackkurs gegenüber Kanzlerin Angela Merkel vorwarfen.

Dazu war sein großer Widerpart, der sonst so raubauzige Franke Markus Söder, am Ende aber wohl doch nicht mutig genug. Der ließ lieber seine Wadlbeißer von der Leine und hielt sich - wohl auch der unklaren Verhältnisse in Berlin wegen - für seine Verhältnisse diskret im Hintergrund.

Seehofer mag angeschlagen sein, aber seinen Kopf trägt er immer noch fest auf seinen Schultern. Und diesen Kopf wird die CSU noch brauchen. Denn wer außer ihm sollte die Christsozialen führen? Joachim Herrmann, Franke wie Söder, scheidet aus Gründen des Regionalproporzes aus. Der Niederbayer Manfred Weber? Ein ausgezeichneter Mann, aber als EVP-Fraktionschef in Brüssel weit weg vom Geschehen. Ilse Aigner? Sympathisch, kompetent, aber nicht die Durchsetzungsfähigste. Alexander Dobrindt? Allenfalls als Übergangskandidat denkbar.

Nein, an Horst Seehofer, dem gewieften Taktiker, dem "political animal" der CSU, führt zumindest kurzfristig kein Weg vorbei. Daran würde auch ein schwaches Ergebnis beim Parteitag Mitte des Monats nichts ändern. Und sollte der 68-Jährige auch noch ein Schlüsselressort in der neuen Bundesregierung erhalten, wäre das weit mehr, als seinen Vorgängern vergönnt war. Aber ob und, wenn ja, wie das Tandem Seehofer/Söder funktioniert? Es bleibt spannend in der CSU. Mindestens bis zur Landtagswahl.