Brisante Akte im Fall Mixa

20.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:55 Uhr

Andechs (DK) Trotz massiver Kritik seitens des zurückgetretenen Augsburger Bischofs Walter Mixa – Erzbischof Robert Zollitsch sucht die Aussöhnung. Unterdessen wurde bekannt, dass eine Akte, die Papst Benedikt XVI. vorgelegen haben soll, die Entscheidung im Fall Mixa maßgeblich beeinflusste.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, will sich mit dem zurückgetretenen Augsburger Oberhirten Walter Mixa aussöhnen. Er bedauere zwar, dass Mixa in seiner Kritik sehr persönlich geworden sei, sagte Zollitsch gestern in Andechs. Aber er werde auch Mixa die Hand reichen. Schließlich seien Versöhnung und Aussöhnung ureigenste Aufgaben eines Seelsorgers.

Ergebnislose Gespräche

Er selbst habe in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, Brücken für Mixa zu bauen. Aber dies sei ihm nicht in der gewünschten Weise geglückt, sagte Zollitsch nach einem Gottesdienst im Kloster Andechs. Mixa hatte Zollitsch und dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx einen Mangel an Brüderlichkeit vorgeworfen: Er sei letztlich nur deshalb als Augsburger Bischof zurückgetreten, weil er auch von Zollitsch und Marx extrem unter Druck gesetzt worden sei.

Zollitsch sagte, er habe vier Mal mit Mixa gesprochen, bevor dieser dem Papst den eigenen Rücktritt angeboten habe. In diesen Gesprächen sei niemals von einem Rücktritt die Rede gewesen. Vielmehr habe er Mixa lediglich eine Auszeit empfohlen, betonte Zollitsch.

Mixa war vorgeworfen worden, dass er in seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer Heimkinder geschlagen haben soll. Außerdem soll er Stiftungsgelder für Waisenkinder zweckentfremdet haben. Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs sind aber vom Tisch, die Staatsanwaltschaft hat dazu eingeleitete Vorermittlungen eingestellt.

Am 21. April bot Mixa dem Papst seinen Rücktritt an, drei Tage später widerrief er dies. Papst Benedikt XVI. berücksichtigte den Widerruf aber nicht und nahm am 8. Mai den Rücktritt von Mixa an. Im Juni stellte Mixa seinen Rücktritt aber wieder infrage und sagte, er erwäge eine Prüfung der Vorgänge durch den Päpstlichen Gerichtshof. Zollitsch sagte dazu: "Der Papst hat den Rücktritt angenommen. Daran wird sich nichts ändern."

Eindeutige Hinweise?

Nach Kritik in Kirchenkreisen will Mixa aus dem Bischöflichen Palais in Augsburg wieder ausziehen. Dort war er vor gut einer Woche überraschend wieder eingezogen. Ein Vertrauter Mixas sagte der "Bild am Sonntag", der 69-Jährige suche sich jetzt eine eigene Wohnung oder ein Haus zur Miete. Zollitsch sagte, er kenne den aktuellen Stand nicht. Aber er sei überzeugt, dass das Bistum Augsburg und Mixa eine gute Lösung für dessen künftige Bleibe finden werden.

Der – später entkräftete – Vorwurf sexuellen Missbrauchs gegen Mixa spielte nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" keine Rolle bei der Entscheidung des Papstes. Vielmehr habe Benedikt dem Rücktrittsangebot zugestimmt, weil ihm eine Akte mit schwerwiegenden Vorwürfen gegen den Bischof vorgelegen habe, berichtete die Zeitung ohne Angabe von Quellen. Darin sei von einer Alkoholkrankheit Mixas die Rede gewesen, die dessen Arbeits- und Wahrnehmungsfähigkeit massiv beeinträchtigt hätten.

Zudem sei von sexuellen Übergriffen auf Priester – ein Fall in Eichstätt, ein Fall in Augsburg – berichtet worden. Diese Übergriffe hätten sich Mitte der 90er Jahre ereignet, hieß es weiter. Zeugen aus dem engsten persönlichen Umfeld Mixas hätten entsprechende Aussagen über seinen Lebenswandel gemacht, die dieser Akte beilagen. Übermittelt wurden die Unterlagen dem Bericht zufolge über die Apostolische Nuntiatur in Berlin.