Bayreuth
Wurden im Fall Peggy Standards verletzt?

Bayerns Innenminister Herrmann kritisiert Thüringer Ermittlungsbehörden die wehren sich

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Bayreuth/Ingolstadt (DK) Die Ermittlungsbehörden in Thüringen geraten unter Druck: Ein möglicher Ermittlungsfehler im Fall Peggy mit der DNA des Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt wäre ein klarer Verstoß gegen die bundesweit geltenden Standards. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich inzwischen kritisch über die Arbeit der Thüringer Behörden.

Für die Spurensicherung der Polizei gelten nach Auskunft des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) deutschlandweit einheitliche Regeln. Auch die in dem Fall Peggy eingesetzte Thüringer Tatortgruppe arbeite beim Sichern der Spuren nach den bundesweiten Standards, sagte eine Sprecherin des dortigen Landeskriminalamts. Spurensicherungsgeräte und weitere verwendete Arbeitsmaterialien - außer Einwegmaterial - würden nach jedem Einsatz und jeglicher sonstiger Verwendung gereinigt und desinfiziert. Die Einsatzkräfte seien selbst für die Reinigung sämtlicher verwendeter Materialien verantwortlich. Für die Kriminaltechniker im Labor gibt es laut Sprecherin ein internes Handbuch zum Qualitätsmanagement, das nur für das Thüringer LKA gelte.

Nach der Entdeckung einer DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der neunjährigen Peggy hatten die Behörden am Donnerstag mögliche Hinweise auf eine eventuelle Verunreinigung eingeräumt. Dem bayerischen LKA zufolge müssen Spurenexperten aber vor allem bei der Sicherung von sogenannten Mikrospuren - also DNA, Fasern, Staub oder Schmauchspuren - Standards beachten. Dazu gehört auch, die Einsatzmittel und Arbeitsbereiche zu reinigen.

Innenminister Herrmann sagte am Freitag bei einem Festakt des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in der Technischen Hochschule Ingolstadt, die Thüringer Beamten hätten zu schnell über die mögliche DNA-Spur von der 2001 ermordeten Peggy zum mutmaßlichen NSU-Terroristen Böhnhardt berichtet, ohne das endgültige Ergebnis der Ermittlungen abgewartet zu haben. Jetzt, da es Hinweise auf eine Panne bei der Spurensicherung gebe, sei die entstandene Aufregung über die mögliche Verwicklung Böhnhardts in den Fall Peggy sehr problematisch. "Es wäre klüger gewesen, erst einmal die internen Ermittlungen abzuschließen, bevor man an die Öffentlichkeit geht und damit die halbe Republik auf die Bäume jagt - und schauen muss, wie man sie wieder herunterbekommt!", sagte Herrmann.

Konkrete Fortschritte in den Ermittlungen wurden am Freitag nicht bekannt. Die Ermittlungsbehörden in Bayreuth gaben keine Auskünfte zu weiteren Details. So wollte Oberstaatsanwalt Herbert Potzel nicht sagen, um welches Gerät es sich genau handelt, das auf mögliche Hinweise auf eine Panne deutet. Die Anwältin der Mutter des toten Mädchens äußerte sich ebenfalls nicht zu der Debatte um eine Verunreinigung.