''Salmonellische Urteile'' und Söders One-Way-Flugtickets

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Veitshöchheim (dpa/lby) Umweltministerin Ulrike Scharf, die Bayern-SPD und Markus Söder - in der „Fastnacht in Franken“ wurden sie am Freitagabend alle närrisch aufs Korn genommen. Im nunmehr 30. Jahr ging die Sendung im unterfränkischen Veitshöchheim live über die Bühne. Wie jedes Jahr saß beinahe das gesamte bayerische Kabinett im Publikum.

Einige der Politiker erregten bereits vor Beginn des Programms Aufmerksamkeit - durch ihre Kostüme. Finanzminister Markus Söder (CSU) kam mit quietschgelber Glatze als Comicfigur Homer Simpson, seine Frau Karin passend dazu mit hoher blauer Turmfrisur als Marge Simpson. SPD-Landtagsfraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher kam ähnlich aufwendig geschminkt - in türkis als Freiheitsstatue.

Den Auftakt des Programms zum runden Geburtstag machte Komiker Oliver Tissot. Zum Reformationsjubiläum passend als Martin Luther „predigte“ er dem Publikum die Highlights des vergangenen Jahres. Ob des Jubiläums den Reformationstag auch in Bayern zum Feiertag zu erklären, sei aber völlig unsinnig, sagte er. „In Bayern sind gerade 19 Prozent Protestanten - da könnte man auch einen Feiertag für die Bayern-SPD einführen!“, witzelte er mit Blick auf deren Umfragewerte.

Auch die CSU bekam aber ihr Fett weg. Tissot sprach vom „salmonellischen Urteil“ Umweltministerin Ulrike Scharfs, dass von der Skandalfirma Bayern-Ei keine Gefahr für Verbraucher ausgehe. „Söder mit lauter gelben Stellen - ich tipp auf Bayern-Ei und Salmonellen“, reimte die „Altneihauser Feierwehrkapell'n“.

Die Spötteleien über Bayerns Regierungspartei wurden von Volker Heißmann und Martin Rassau nahtlos fortgeführt, die Bildungsminister Ludwig Spaenles „mehrfach geäußerten Wunsch“ ablehnten, in die Sendung aufgenommen zu werden - er habe sich im vergangenen Jahr nicht „durch besondere Leistungen empfohlen“.

Die beiden Künstler aus Fürth traten in diesem Jahr nicht in ihrer beliebten Rolle als „lästernde Witwen“ auf. Stattdessen brachten sie als Briefträger Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Geschenke zurück, die dieser an Finanzminister Markus Söder geschickt habe. Kommentar: Söder wisse nicht, was er mit einem One-Way-Flugticket nach Berlin solle. Witze über Söders Ambitionen, Seehofer zu beerben, gehören bei der „Fastnacht in Franken“ schon fast zur Tradition.

Dennoch kamen in der Sendung in diesem Jahr auch ungewohnt ernste Töne auf. „AfD, Brexit, Trump“, sagte etwa Tissot, „hoffen Sie nicht, dass da irgendwas getürkt ist und in Wahrheit Böhmermann dahintersteckt?“ Zahlreiche Witze nahmen sich den neuen US-Präsidenten zur Brust, auch die Alternative für Deutschland kam oft vor. „Ich bin mit unserem Deutschland im Großen und Ganzen eigentlich ganz zufrieden - da brauche ich gar keine Alternative“, sagte Martin Rassau, ohne einen Witz zu machen. Die Zuschauer im Saal antworteten mit Applaus.

Ein beliebtes Thema fast aller Büttenredner in der gewohnt politischen Sendung waren zudem die CSU-Forderungen in der Flüchtlingspolitik. Sitzungspräsident Bernd Händel witzelte gleich zu Beginn, Horst Seehofer solle sich nicht wundern, wenn er länger auf seine Getränke warten müsse. „Für Ihren Tisch haben wir nur einen Kellner - wir haben da eine persönliche Obergrenze.“ Bauchredner Sebastian Reich trat wieder mit seiner Nilpferd-Handpuppe Amanda auf - die, wie schon im vergangenen Jahr, schwer in den bayerischen Ministerpräsidenten verliebt war. „Meine Liebe zu dir kennt keine Obergrenze!“, rief sie ihm zu.