Seehofer will weitermachen

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

München (DK/dpa) Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer will entgegen früherer Ankündigungen über 2018 hinaus im Amt bleiben. Das bestätigte der CSU-Vorsitzende am Montag nach Teilnehmerangaben in einer CSU-internen Sitzung.

CSU-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl im Herbst soll demnach der bayerische Innenminister Joachim Herrmann werden. Die CSU hätte den 60-Jährigen bei einem Wahlerfolg gerne als neuen Bundesinnenminister.

Am Montag hat Seehofer zunächst mit der engeren Parteiführung gesprochen. Am frühen Nachmittag will er eine Pressekonferenz geben. Seehofers Pläne wurden bereits vor der Sitzung bekannt. Auf die Frage hin, ob ihn dies geärgert habe, sagte er: "Das gehört heute zur Informationskultur. Es macht keinen Sinn, sich darüber aufzuregen."

Seehofer ist seit Oktober 2008 CSU-Vorsitzender und bayerischer Ministerpräsident. Der nächste Parteitag, auf dem die gesamte Parteiführung neu gewählt wird, ist für Herbst geplant. Bei der Landtagswahl im Herbst 2018 will sich Seehofer dann um eine dritte Amtszeit als Ministerpräsident bewerben. Vor der Landtagswahl 2013 und auch später hatte er noch angekündigt, 2018 definitiv aufhören zu wollen. Davon war er dann aber immer weiter abgerückt.

CSU-intern war die neuerliche Kandidatur Seehofers nun seit längerem erwartet worden. Obwohl der Ministerpräsident in der Vergangenheit mehrfach erklärt hatte, dass er 2018 aus der Politik ausscheiden wolle, gab es zuletzt in der CSU kaum noch Zweifel an einer erneuten Kandidatur.  Als Gründe für Seehofers Meinungsänderung gelten die schwierigen politischen Zeiten, die wacklige absolute Mehrheit für die CSU in Bayern und sein Wille, Finanzminister Markus Söder als Nachfolger zu verhindern. 

Zuletzt hatten sich zahlreiche CSU-Spitzenpolitiker für ein Weitermachen Seehofers ausgesprochen, darunter Parteivize Manfred Weber, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Auch eine Reihe ehemaliger CSU-Vorsitzender und Ministerpräsidenten sprach sich dafür aus.

In der CSU geht eine breite Mehrheit davon aus, dass die CSU mit Seehofer an der Spitze aktuell sowohl bei der Bundestagswahl im Herbst als auch bei der Landtagswahl 2018 die besten Wahlchancen hat. Finanzminister Markus Söder, der seit längerem als aussichtsreichster Nachfolgekandidat gilt, muss sich nun noch weiter in Geduld üben.

Seehofer wird in der CSU als wichtiges Gegengewicht zu Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel gesehen - auch wenn Seehofer und Merkel nun gemeinsam in den Wahlkampf ziehen, um die Regierungsmacht gegen die SPD unter Kanzlerkandidat Martin Schulz zu verteidigen. Die beiden Unionsspitzen hatten allerdings erst im Februar den demonstrativen Schulterschluss gesucht, nach monatelangem Dauerstreit über die Flüchtlingspolitik. Kürzlich erst hatte Seehofer dann über die Kanzlerin gesagt: „Wir werden nur mit Angela Merkel diesen Wahlkampf gewinnen. Das ist unser größter Trumpf. Und mit niemandem sonst.“